Rein – raus – rein – raus

CeBIT 2012 – wir sind mit der Firma auf der Messe. Da ich normalerweise nicht mit muss, hatte ich keine Vorstellung davon, wie Beine sich nach einem Messetag anfühlen. Aber egal, nun habe ich schon die Kollegen motiviert, sich anzumelden und die Firma hat die Teilnahmegebühr gesponsert, nun bin ich schon mit Sonnenblume2 und Raudine zum Minijogmaptreffen verabredet, dann wird auch gelaufen. Außerdem ist Läuferin ja gut ausgestattet und kann schon den ganzen Messetag über Uschisocken tragen, das hilft bestimmt.

Am späten Nachmittag queren zwei Frauen in Sportklamotten den Stand und kommen direkt auf mich zu – das müssen Sonnenblume2 und Raudine sein, potentielle Kundinnen sehen irgendwie anders aus. Wie nett! Die Hostess bietet Getränke an, wir sitzen an einem Beratungstischchen und wie immer ist es ganz leicht, ins Plaudern zu kommen. Irgendwann ziehen die beiden weiter, die Kollegen und ich ziehen uns um und machen uns dann auch auf zum Start in Halle 22. Da steht ein asiatisch aussehender Franzose mit einer merkwürdigen Brille mit eingebauter Videokamera – die Brille verfolgt seine Augenbewegung, und er lädt uns ein, an seinen Stand zu kommen und die Aufzeichnung seines Laufs anzuschauen (habe ich heute gemacht, die Firma tobii macht supercoole Eyetracking-Software, echt klasse!). Die Kollegen sind alles alte Tiefstapler – ich sage, dass ich kein Tempotraining hatte und nur 6er-Pace laufen will. Einer tut noch, als hielte er das für schnell, es wird gefragt, ob wir gemeinsam laufen wollen, aber als der Startschuss fällt, rennen drei der vier los wie die Besemmelten, und nach wenigen hundert Metern merke ich auch ohne Uhr: das ist keine 6er Pace. Ich lasse mich zurückfallen und schicke den einen, der aus Höflichkeit noch neben mir bleibt, weiter – lauf mal, ich finde den Weg. Das lässt er sich auch nicht zweimal sagen, wusch, ist er weg.

Die Strecke geht direkt am eigenen Stand vorbei – schade, dass unsere Standparty gestern schon war. Immerhin stehen da noch Knopf13, der leider Knie hat und nicht mitlaufen kann, die aserbaidschanische Standwache und der Tontechniker und feuern mich frenetisch an. Auch noch auf der ersten Runde kommt Sonnenblume2 von hinten heran. Ich bleibe eine Weile dran, wir wechseln ein paar Worte – wie hier schon wahrheitsgetreu beschrieben, dann werde ich wieder etwas langsamer. Ich habe es nicht eilig, dies ist der erste Test nach Knie, da will ich vor allem nichts kaputt machen. Der Untergrund – mal Teppich, mal Beton, mal Asphalt – läuft sich eigentlich sehr prima.

Endlich sehe ich mal was von der Messe – ich war bisher fast nur am eigenen Stand. Es gibt die Sambaband, laute Standparties, anfeuernde Streckenposten, auf den späteren Runden Putzpersonal. Die Temperaturunterschiede zwischen drinnen und draußen sind enorm – zwar keine 30°, wie der Moderator mehrfach behauptet, aber 20° vielleicht schon. Raus ist übrigens angenehmer als rein, aber so schlimm sind die Wechsel gar nicht, nur halt bemerkenswert. Die kurzen Runden haben auch einen Vorteil – die ganz schnellen Läuferinnen und Läufer überrunden mich glaube ich ab meiner dritten Runde, so schnell, so elegant! Auf dem freien Platz in der Mitte steht ein Feuerwehrauto mit einem großen Scheinwerfer auf dem Dach, davor ein Feuerwehrmann, der von da oben Fotos macht. Der Schein des Werfers streift genau seinen blond gefärbten Stachelhaarschnitt, so dass es aussieht, als habe er eine glühende Bürste auf dem Kopf. Tolles Bild!
Dann geht auch noch der Vollmond auf, groß und gelb – Wow! Ich bin ganz ergriffen.

Auf der vierten Runde bekomme ich Seitenstechen – blöd, ich muss tatsächlich ein bisschen gehen und drücke mir die Finger in die Seite. In der Halle ist das echt peinlich, denn die feiernden Standbesatzungen sind nicht wirklich Läufer-Fachpublikum und haben wenig Verständnis für solche Schwächeleien. Ein Osteuropäer drückt mir ein Glas Bier in die Hand – ich kann mich gar nicht wehren. OK, ich nehme einen Schluck, er haut mir auf die Schulter und ruft „And now – you GO, GO, GO!!!“ Ich trabe an, und nach einer Weile kann ich wieder beschleunigen – ob’s am Bier lag? Ich beende die Runde gar nicht so viel langsamer als die ersten drei und biege dann nach 1:15:XX ins Ziel ein. Das hat Spaß gemacht!

Und hier ereilt mich noch eine Organisationsmissgeschick: ich bin ganz sicher, dass die Kollegen schon im Ziel auf mich warten. Hmm. Bei den Medaillen sind sie nicht. Auch nicht am Erdinger Stand und nicht im Pasta-Restaurant Insel. Komisch. Kurz frage ich mich, ob sie ohne mich zum Stand zurück gegangen sein könnten – aber eigentlich kann ich mir das nicht vorstellen. Die müssen doch einfach vor lauter Begeisterung weiter gelaufen sein und den HM voll machen. Prima, dann kann ich ja noch Sonnenblume2 und Raudine zujubeln. Ich erwische die beiden am Ende ihrer fünften Runde – JUBEL!!! Ihr seid toll!!! – und auch, als sie nach ihren tollen Zeiten ins Ziel einlaufen. Nochmal Jubel und Gratulation. So schnell können meine Kollegen doch kaum sein, oder doch? Als das Ziel dann schließt, kurz vor der Siegerehrung gehe ich doch mal zur Rennleitung, um zu fragen, wie viele Runden die eigentlich gelaufen sind – ich erfahre: DREI. Huch! Da haben wir uns wohl verpasst. Ganz leicht verstimmt (aber nur ein bisschen, denn ich habe den Autoschlüssel), überlege ich, ob ich jetzt ganz alleine Pasta essen oder mal zum Stand in Halle 3 zurück gehe. Da kommt mir aber dann doch M. entgegen, der langsam doch ins Grübeln kam, wo ich abgeblieben sein könnte. Prima, dann gibt es jetzt eben noch Pasta.

P.S.: Schade – heute früh gab es auf der Website noch PDF-Urkunden und die Zeiten. Jetzt haben sie auf der Startseite die Streckenlänge von 3,5 km auf 3,25 km korrigiert, aber dafür sind die Ergebnisse nicht mehr online, nur die Rundenzeiten. Sonst war es aber eine klasse Veranstaltung.

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