Endlich Strand

Weil uns Vlorë nicht wirklich interessiert, brechen wir gleich nach dem Frühstück auf. Ich fahre endlich einmal und stelle dabei fest, dass das gar nicht so schlimm ist wie befürchtet, weder macht die etwas eigenwillige Lenkung ernste Probleme, noch die kurvige Straße, die sich im Llogara-Nationalpark zuerst durch dunkelgrünen Bergwald hoch und hinter dem Llogara-Pass in spektakulären Serpentinen nach unten ans Meer schlängelt. Vom Pass aus ist die Aussicht grandios, es ist zwar eher diesig, das Meer überhaupt nicht türkisfarben und eher zu ahnen als zu sehen, aber dennoch großartig.

Llogara-Pass

Hinter Dhermi passen wir auf, die Ausfahrt zum Gjipe-Beach nicht zu verpassen. Hier kann man auf einem schönen Weg ca. drei Kilometer zum Strand hinunter wandern. Der Weg ist sehr gut ausgeschildert, Extraschilder weisen den Weg zu „Panoramic“-Aussichtsplattformen, von denen aus man in den Canyon schauen kann. Auf den meisten Fotos, die sich im Internet finden, wirkt der Strand sehr einsam, tatsächlich gibt’s dann aber doch ein paar Strandliegen und Sonnenschirme und eine Hausruine – ob die wohl dem Abriss illegal errichteter Gebäude an der Küste zum Opfer gefallen ist?

Gjipe

Es sind nicht viele Leute da, unsere Nachbarn sprechen russisch, die, die als nächstes kommen polnisch. Das Wasser ist jetzt doch endlich wunderbar türkisfarben, die Temperatur perfekt, noch erfrischend, aber es fällt nicht schwer, reinzugehen. Schwimmen ist wunderbar.

Weil wir am späteren Nachmittag lose mit den Sarandern verabredet sind – wie ist das nur wieder passiert? – machen wir uns irgendwann wieder auf den Weg nach oben. Hinter dem Scheibenwischer finden wir einen Zettel von Iliri, der auf dem Weg irgendwohin vorbeikam und das Auto erkannte. Er hat unsere nächste Unterkunft klargemacht, ein Privatquartier in Piqeras. Wir sollen einen Herrn Qasim anrufen. Das ist dann gar nicht nötig, denn wir treffen ihn gleich am Dorfplatz in Piqeras. Er zeigt uns die Wohnung und kündigt an, dass Mila und Iliri zum Abendessen kommen werden, er will ein Lamm grillen. Ich glaube, nach diesem Urlaub brauche ich erstmal einen vegetarischen Monat. Die Wohnung ist nun ja, recht groß, aber das Zimmer mit Balkon ist abgeschlossen, alle Vorhänge sind zugezogen, es ist düster, die Möbel waren wohl irgendwo übrig. WLAN gibt es nicht.

Wir gehen erstmal wieder raus. Wir finden kein Lokal, wo wir uns mit einem kleinen Salat stärken könnten, aber Titus beschwatzt die Frau aus dem Tante-Emma-Laden, uns einen zu machen, schließlich hat sie ja alles da. Sie lacht und serviert einen großen Salat mit viel Feta drauf. Wir beraten, wie wir morgen und übermorgen Iliris Fittichen entwischen. Familienanschluss bringt soziale Verpflichtungen mit sich, das hat Vor- und Nachteile.

Zurück in der Wohnung ruhen wir ein bisschen aus, als Qasim kommt und mir sein Telefon reicht – Iliri ist dran und sagt ab. Qasim bietet an, Abendessen vorbeizubringen. Als wir gegessen haben, wird es draußen laut, Iliri hat seine Gäste in der Villa abgefüttert und ist mit Mila doch noch hergefahren. Wir erfahren, dass Qasim Iliris Schwippschwager ist, und verbringen den Abend mit der Familie auf der Terrasse. Ein Kätzchen läuft herum, springt mir auf den Schoß und schnurrt laut. Schön. Kella und Qasim haben außerdem Ziegen und einen Esel, bauen Gemüse und Obst für den eigenen Bedarf an, machen Feta.

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