Laufen auf Dienstreisen – Dietikon

Zugegebenermaßen war einer der Gründe, dass ich mich nicht erst morgen früh in so einen Rote-Augen-Flieger setze, sondern heute schon angereist bin, der Gedanke, dass ich meinen Sonntagslauf mal auf einer unbekannten Strecke machen könnte. Kam also kurz vor 18:00 Uhr im Hotel an, hab nur den Koffer abgestellt, Laufsachen rausgekramt und los. Es gibt da diesen wunderschönen Limmat-Uferweg auf beiden Seiten der Limmat (von der ich heute feststellte, dass sie aus dem Zürichsee raus- und nicht hineinfließt) mit hübschen Bänken zum Rasten, Informationstafeln zur Auenlandschaft und einigen Vogelbeobachtungsständen, die ich aber alle links oder rechts liegen ließ. Das Licht und die Landschaft waren wunderschön, die Sonne aber noch ziemlich heiß. Es waren viele Leute unterwegs, die meisten spazierend oder radelnd. Eigentlich war ich ziemlich überrascht, so wenige – also genau zwei – andere Läufer zu sehen. Anders als in Berlin im Park grüßen die hier aber alle freundlich.

Nach drei Brücken war ich einigermaßen erschöpft und fragte einen Spaziergänger, wie weit es noch zur nächsten Brücke sei. Als er 2-3km vermutete – genau wusste er es nicht, schien mir das in dem Moment doch ein bisschen weit. Schade eigentlich, denn als ich eben feststellte, dass ich doch nur 9,7km gelaufen bin, war ich doch ein bisschen enttäuscht. Aber egal, ich glaube, für heute war das vielleicht ja einfach doch die richtige Entfernung. Schön war’s jedenfalls – und ich bin ja noch bis Mittwoch hier.

Laufen oder Schwimmen?

Es ist ja sehr schön morgens vor der Arbeit ein paar Bahnen im Freibad zu ziehen – weil ich aber befürchtete nach Feierabend könnte es mir zu heiß zum Laufen sein, hatte ich früh um 6:00 einen kleinen inneren Konflikt. Laufen oder Schwimmen? Erstmal laufen. Nach 50 Minuten (und ordentlichem Dehnen) hab ich so in mich reingehört (wer’s gelesen hat: ich bin die, die manchmal nicht so genau weiß, was sie da hört) – heute war’s ganz deutlich: die da drin haben alle „Schwimmbad, Schwimmbad!“ gerufen. Na gut, ein Becher kalter Cappuccino aus dem Kühlschrank, eine Butterbrezel vom Bäcker, damit ich nicht vor Hunger untergehe, ein kleines Frühstück in der Sonne, dann ab ins Wasser. Eigentlich war das von Anfang an eine blöde Frage: Laufen oder Schwimmen? Beides natürlich! Sommer ist toll!

P.S.: Außerdem habe ich heute früh die 500km überschritten – ein Kaninchen im Park hat’s gesehen und applaudiert.

Was hör‘ ich denn nun…

… wenn ich so in mich hinein horche? Wenn ich tief horche, so auf Kniehöhe, dann zwackt es da. Nicht während des Laufens (jedenfalls nicht so, dass es behindert), aber nach einer Weile ausruhen. Nach dem Aufstehen morgens brauchen die Beine seit einiger Zeit immer ein paar Schritte, bis der Rost aus den Gelenken gerieselt ist. Horche ich etwas höher, so auf Bauchhöhe, dann sitzt da ein Tierchen, das muss das Gegenteil vom Schweinehund sein – es hüpft auf und ab, zuppelt an mir und will unbedingt vor die Tür und loslaufen. Und ganz oben der Kopf hört sich das an, wundert sich und versucht vernünftig zu sein. Aber was ist denn nun vernünftig? Ist es denn wirklich zu viel? Oder darf ich einfach weiter laufen, bis die da unten sich dran gewöhnt haben? Kaputt machen will ich aber natürlich auch nichts.

Um es mal weniger blumig und etwas konkreter zu machen: ich laufe seit März regelmäßig drei Mal die Woche. Da es im Oktober ein 10km-Lauf sein soll, laufe ich erstmal nach Steffny, Plan 5 „Vom Jogger zum Fitnessläufer“ (Woche 11). Könnte schon sein, dass die Steigerung, die da drin ist, ein bisschen viel war. Und nun? Ich beneide alle, die beim In-sich-rein-horchen klare Signale hören.

Der Plan und die Realität

Heiß heute. Der Plan sagte 70 Minuten langsamer Dauerlauf, HF max. 70%. Ich weiß ja immer noch nicht so genau, wo „max“ bei mir liegt, aber der Puls wollte einfach nicht unter 140 bleiben. Ich schlich durch den Volkspark und freute mich, dass die meisten gegen den Uhrzeigersinn laufen, so dass ich als konsequente Uhrzeigersinnläuferin viel zu gucken hatte. Habe mich eine Weile gefragt, ob das überhaupt stimmt, dass mehr entgegen kommen als in die selbe Richtung laufen. Glaube schon, denn schließlich war ich so langsam, dass, wenn es viele Uhrzeigersinnläufer/-innen gäbe, mich doch einige hätten überholen müssen. Kann schließlich nicht sein, dass die alle genau gleich schnell bzw. langsam unterwegs sind. Die besten T-Shirts heute: „Denken hilft“ und „Jogging sucks“ – der Mann, der letzteres trug, wurde bestimmt von vielen breit angegrinst. Ob die junge Frau mit dem Tattoo des chinesischen Schriftzeichens „Drachen“ auf dem Arm wohl bedauern würde, dass sie in Asien niemals jünger geschätzt würde, als sie wirklich ist, weil alle sofort das Jahr des Drachen wüssten? Dann gab es da noch den Mann, der mir in einem Affenzahn in – zugegebenermaßen dicken – Flipflops entgegen kam. So schnell werde ich vermutlich nie laufen, und schon gar nicht in Schlappen. Einer Frau in einem indischen Hosenanzug bin ich dreimal begegnet, sie ist nur spaziert und lächelte jedes Mal freundlich. Nach einer Dreiviertelstunde taten die Knie weh, es war heiß und ich habe kurz überlegt, frühzeitig abzubiegen. Da aber gleichmäßiges Knieweh eher auf Ermüdung als auf spontan aufgetretenen Schaden schließen lässt, habe ich die Ausrede nicht gelten lassen und bin laut Plan weiter gelaufen.
Zum Thema „max“ hatte am Ende die Pulsuhr noch einen Beitrag zu leisten: keine Ahnung, ob es stimmt, aber sie behauptet bei einem Schnitt von 148 ein Maximum von 226 gemessen zu haben. Glaub ich nicht – allerdings müsste ich mir, wenn es denn stimmen würde, um die 70% keine Gedanken mehr machen.

Das erste Wettkämpflein

Mein allererstes Wettkämpflein war letzten Freitag: die 5x5km Team-Staffel im Tiergarten. Ein lustiges Event, bei dem wir mit vier Teams am Start sind. Ich laufe als Dritte und bin aufgeregt, als wäre es sonst was. Unsere Organisatoren haben die Teams so eingeteilt, dass sie möglichst gleich stark sind, was ich wirklich toll finde – es hätte ja auch ganz furchtbar ehrgeizig zugehen können.

A. hat alles unglaublich gut im Griff und weiß genau, wann wir in die Übergabezone gehen müssen, um rechtzeitig, aber nicht allzu früh da zu sein. Dort herrscht dann unglaubliches Gedränge und dicke Matsche. Mein Vorläufer kommt als erster unserer Teams, ich rufe und schon habe ich einen Staffelstab in der Hand. Ich trabe los und denke noch, nicht zu schnell – am Zaun stehen die Kolleginnen und Kollegen und winken, ich winke zurück. Reihenweise überholen mich die Leute (auch einige viel kleinere Frauen), aber ich atme erstmal ruhig und beschließe mich nicht provozieren zu lassen. Schon auf der Straße des 17. Juni überhole ich einige zurück und freu mich drüber. Über die Trommelgruppen freue ich mich, als würden sie mich persönlich motivieren wollen, und als am Wasserstand eine freundliche Frau mit jedem Becher, den sie rüberreicht „Zweieinhalb“ ruft, beschließe ich doch mal ein bisschen schneller zu laufen. Der dritte Läufer aus einem der Kollegenteams versucht mich ganz unauffällig zu überholen (weil er mich nicht demotivieren will, wie er mir später sagt – ist das nicht entzückend?), aber ich rufe ihm einen Gruß nach, er winkt ein bisschen zurück und zieht vorbei. Ich habe immer noch jede Menge Reserven, sehe aber keine Kilometermarkierungen und werde einfach gegen Ende immer schneller. Es ist lustig, auf den letzten paar hundert Metern noch so locker an vielen anderen vorbei laufen zu können, die schon recht erschöpft aussehen, ich patsche mit Absicht durch ein paar große Pfützen, aber offensichtlich habe ich ganz und gar nicht „alles“ gegeben. Schlechte Kräfteeinteilung, aber viel Spaß. In der Übergabezone sehe ich unsere großen Markierungsscheiben erstmal nicht und irre etwas planlos herum – zwar nur wenige Sekunden, bis ich meinen Vierten entdecke, die mir aber doch sehr lange vorkommen.

Trotz allem war ich mit um die 27 Minuten schneller als jemals im Training und sehr beruhigt, mein Team nicht total ausgebremst zu haben. Super war’s, unsere Teams alle prima schnell und die Stimmung einfach großartig. Außerdem wurde mir heute noch das zweifelhafte Kompliment zuteil, zwar die älteste Läuferin unserer Teams, aber dennoch die mit den besten Waden gewesen zu sein – Kunststück, alles andere waren Männerwaden und der, von dem es stammt, an dieser Stelle offensichtlich voreingenommen.