Laufen auf Reisen – Nachtrag

So, da wäre ich wieder. Der rote Koffer ging wahrscheinlich beim Umladen in Istanbul verschütt, wird mir aber hoffentlich in den nächsten Tagen nach Hause geliefert, sonst ist alles bestens. Außer meinem Koffer fehlte aber noch was, nämlich DAS Bild, das ich in meinem Wettkampfbericht aus Hawassa erwähnt hatte. Und auf mehrfachen Wunsch stelle ich es jetzt hier hin:

Haile Gebreselassie

v.r.n.l: Haile, Frau Z.

Ich habe sie auch gesehen…

Sie ist wunderschön. Blau ist sie, sie besteht aus drei parallel verlaufenden, aber nicht ganz genau gleich langen Einzellinien, die sanft ausfransen, eine Lücke lassen, die etwas länger ist als die Linien selbst, um dann ebenfalls nicht ganz genau gleichzeitig wieder zum nächsten Abschnitt anzusetzen. Sie zieht sich kreuz und quer durch die Innenstadt. Mit dem Rad bin ich ihr zufällig heute mehrmals ein Stück weit gefolgt, habe sie gekreuzt und mich jedes Mal gefreut ihr zu begegnen. Es ist die blaue Linie für den Marathon, von der alle, die die Marathonberichterstattung in der Lokalpresse lesen, wissen, dass sie von einer Maschine mit dem schönen Namen „Eisenschwein“ gemalt wird.

Die blaue Linie

Ich kenne sie schon seit vielen Jahren. Schon zu Zeiten, als ich noch glaubte, ich könne gar nicht laufen, hat sie mich immer ein bisschen sehnsüchtig gemacht. Ich laufe am Sonntag gar nicht mit, aber irgendwie kam es mir heute vor, als hätten wir noch eine Verabredung, die schöne blaue Linie und ich. Nicht am Sonntag, vielleicht auch nicht nächstes Jahr, aber vielleicht irgendwann?

Granulat, Split oder wie das Zeug heißt…

… das im Kampf gegen spiegelblanke Eisflächen lastwagenweise in die Stadt gekippt wurde und jetzt zentimeterhoch die Gehwege bedeckt. Gestern fragte ich mich noch, was damit wohl passieren wird, jetzt, wo das Eis weitgehend weggeschmolzen ist, stand es auch schon in der Zeitung: es wird eingesammelt, gereinigt und zum Flicken der durch den Frost massenhaft aufgebrochenen Schlaglöcher verwendet. Schade eigentlich. So weich wie zur Zeit lief es sich mitten in der Stadt noch nie.

Was hör‘ ich denn nun…

… wenn ich so in mich hinein horche? Wenn ich tief horche, so auf Kniehöhe, dann zwackt es da. Nicht während des Laufens (jedenfalls nicht so, dass es behindert), aber nach einer Weile ausruhen. Nach dem Aufstehen morgens brauchen die Beine seit einiger Zeit immer ein paar Schritte, bis der Rost aus den Gelenken gerieselt ist. Horche ich etwas höher, so auf Bauchhöhe, dann sitzt da ein Tierchen, das muss das Gegenteil vom Schweinehund sein – es hüpft auf und ab, zuppelt an mir und will unbedingt vor die Tür und loslaufen. Und ganz oben der Kopf hört sich das an, wundert sich und versucht vernünftig zu sein. Aber was ist denn nun vernünftig? Ist es denn wirklich zu viel? Oder darf ich einfach weiter laufen, bis die da unten sich dran gewöhnt haben? Kaputt machen will ich aber natürlich auch nichts.

Um es mal weniger blumig und etwas konkreter zu machen: ich laufe seit März regelmäßig drei Mal die Woche. Da es im Oktober ein 10km-Lauf sein soll, laufe ich erstmal nach Steffny, Plan 5 „Vom Jogger zum Fitnessläufer“ (Woche 11). Könnte schon sein, dass die Steigerung, die da drin ist, ein bisschen viel war. Und nun? Ich beneide alle, die beim In-sich-rein-horchen klare Signale hören.