Laufen unterwegs – was zum Geier?

Das Ferienhaus ist ein ehemaliges Kloster. Es gibt noch eine winzige Kapelle für den Hl. Marius, kurz St. May, die öffentlich ist, und den vermieteten Teil, wo wir wohnen. Es sind zwei Räume, sehr liebevoll eingerichtet. Zwar muss man vom Schlafzimmer erstmal raus, dann durch den Wohnraum wieder rein, um ins Bad zu gelangen, aber hier oben müssen wir ja schon froh sein, dass es überhaupt fließendes Wasser gibt. Das kommt aus einem Brunnen unter dem Haus, und wir sollen sparsam damit umgehen. Um uns herum sind Berge. Nicht besonders hoch, aber doch recht steil. „Laufen unterwegs – was zum Geier?“ weiterlesen

Ohrwurm gefällig?

Wir wohnen mitten in der Altstadt. Um kurz nach acht trete ich in Laufschuhen vors Haus und starte die Uhr. Bin der Meinung, ich hätte eine Route erstellt und draufgeladen, aber das stimmt offensichtlich nicht. Egal, ich hab‘s mir halbwegs gemerkt: nach Westen aus der Altstadt raus, über die Brücke, dann den Südzipfel der Île de la Barthelasse umrunden, dann immer am östlichen Ufer der Insel entlang, um einen touristischen Blick auf die Ohrwurmbrücke Pont Saint-Bénézet bzw. Pont d’Avignon zu werfen, noch ein Stück weiter, dann mit der Personenfähre übersetzen und noch eine Runde durch den Park auf dem Roche des Domes und die Altstadt. Oder so ähnlich. „Ohrwurm gefällig?“ weiterlesen

Das Ende von Jogmap

Am 2. Mai hat der Admin das Ende von Jogmap bekanntgegeben, die Seite wird am 22. Mai abgeschaltet. Uff. Ein Schock. Auch wenn ich in letzter Zeit nicht sehr aktiv war (den Satz habe ich in sehr vielen Jogmap-Abgesängen gelesen) und letztes Jahr irgendwann aufgegeben habe, meine Kilometer auch dort noch einzutragen (rubiTrack ist mein Tool der Wahl), Jogmap war mein Läuferinnenleben.

Auf jede Frage in den Foren gab es hilfreiche Antworten, die Themenvielfalt deckt alles ab, was ich jemals übers Laufen wissen wollte: Trainingspläne und -ideen, Schuhe, Sprengung, Barfußlaufen, Laufuhren, Ernährung, Sportstreak, Schwimmen, Radeln (auch wenn ich letzteres nie aus sportlichen Gründen tun möchte) usw. Nirgendwo anders wird Laufinformation so freundlich rübergereicht.

Das allerbeste aber waren immer die Blogs. Sie sind eine unglaublich vielseitig sprudelnde Quelle der Inspiration, egal, ob es um die Erlebnisse von Laufanfänger*innen ging, Kontemplationen der Natur, oder um Wettkampfberichte von allen Arten von Laufveranstaltungen, von denen ich bei einigen im Leben nicht geahnt hätte, dass Menschen solche Strecken zu Fuß zurücklegen. Wichtig waren auch Themen, die nur peripher mit Laufen zu tun hatten, aber sehr viel mit Menschen, die sich da in den Blogs auf sehr persönliche Weise zu erkennen gaben.

Am 18.3.2009 habe ich den ersten eigenen Blogeintrag geschrieben, und sofort freundliche und hilfreiche Kommentare bekommen. In all den Jahren ist mein Jogmap-Blog auf 16 Seiten angewachsen, das sind um die 170 Einträge. Hier steht alles, von ersten Pulsuhrexperimenten (da wusste ich noch nicht, was Laufuhren alles können können), dem ersten Wettkämpflein auf 5 km, dem ersten Zehner – der Eintrag hat mir die Freundschaft mit tinadoro beschert, die dort auch ihren ersten Zehner gelaufen war – Lauferlebnisse mit dem weltbesten Hasen, der anfangs noch gar keiner war, mich dann aber zu all meinen Bestzeiten gescheucht hat, Halbmarathon, Marathon, Hermann, die erste verletzungsbedingte Laufpause, viele, viele Läufe auf Dienst- und Urlaubsreisen. Alles steht da drin.

Schon vor dem ersten Halbmarathon hatte ich das große Glück und Vergnügen, am Jogmap-Vorabendtreffen in der Villa Kreuzberg teilzunehmen. Das war sehr beeindruckend, so nette, so erfahrene, so lustige Läuferinnen und Läufer kennenzulernen. Viele von Euch habe ich danach noch oft getroffen, und hoffe, dass es auch in Zukunft Gelegenheiten geben wird.

Wann war nochmal der große Server-Crash? Danach habe ich sicherheitshalber mein Blog umgezogen, um all die Beiträge aufzubewahren, habe aber immer parallel bei Jogmap und bei https://laufen.laohu.de gepostet. Und bis auf ein einziges Mal, standen die Kommentare dann immer bei Jogmap.

Jetzt ist das Ende angekündigt. Der Schock sitzt tief, und ich habe mich, gleich als die liebe Manipejuta mich drauf aufmerksam machte, bei Strava angemeldet, um dem Ex-Jogmap-Club beizutreten. Seither trage ich alle Aktivitäten wieder brav ein, rufe die Seite mindestens täglich auf, lese alles, was geschrieben wird, denn ich möchte meine zwischenzeitlich arg vernachlässigte Jogmapfamilie nicht missen.

Ob Strava die Lösung ist, weiß ich noch nicht. Aber das werden wir herausfinden. Dass sich hier so schnell so viele eingefunden haben, die die Familie auch nicht missen möchten, hat jedenfalls schon etwas sehr Tröstliches. Wir werden sehen…

Laufen zu Hause: Sightrunning für einen Gast

In der Vorstellungsrunde habe ich gesagt, dass wer Laufsachen dabei habe, am Dienstag mit mir laufen gehen könne. Die Laufgruppe besteht derzeit zwar nur aus einem Kollegen (der auch noch auf Dienstreise ist) und mir, aber es wird so oder so gelaufen. Wer mag, kann mit. Dieses Angebot mache ich öfter, aber es kommt nur gelegentlich vor, dass tatsächlich jemand mitkommt. Dieses Mal finden zwei Kursteilnehmer Laufen nach Feierabend prima, aber nur einer hat Laufschuhe dabei.

Als der Kurs für heute fertig ist, gebe ich einen kleinen Vorsprung, damit meine Laufbegleitung ins Hotel gehen und sich umziehen kann, ich arbeite noch ein wenig, ziehe mich dann auch um und laufe los. Ich habe mir eine Strecke überlegt, die am Ku’damm startet und ein bisschen touristisch ist. Zur verabredeten Zeit treffen wir uns vor dem Hotel. Wir laufen nach Norden Richtung Lietzensee. Ich hoffe ein bisschen, dass der Park um den See beleuchtet ist. Ist er aber leider nicht, so dass wir im Bogen drum herum laufen müssen. Der Gast findet die Altbauten mit den erleuchteten Fenstern schön und freut sich, dass in den Nebenstraßen so wenig Verkehr ist. Das finde ich sehr freundlich von einem, der es nicht gewohnt ist, in der Großstadt zu laufen. Wir queren die Neue Kantstraße und etwas später den Kaiserdamm und laufen auf die Schloßstraße zu. Hier kann man schön auf dem Grünstreifen in der Mitte direkt aufs beleuchtete Schloss Charlottenburg zu laufen. Leider habe ich keine Ahnung und kann nicht viel zum Schloss erzählen. Ich weiß gerade mal, dass das das Gebäude an der Ecke zur Linken das Museum Berggruen ist – das Pendant dazu auf der rechten Seite fällt mir zu meiner Schande gerade nicht ein (es ist die Sammlung Scharf-Gerstenberg).

Wir laufen durch ein kleines Tor in den Schlosspark, rechts ums Schloss herum und gleich wieder an der Spree entlang nach Osten. Es ist ziemlich finster, aber mein Gast ist mit der Strecke sehr zufrieden, lobt das Schloss und die Spree, und hofft, dass er das nächste Mal im Sommer kommen und im Schlosspark laufen kann. Der Mond ist fast voll und bescheint einigermaßen den Weg am Wasser entlang. Unter den Brücken ist es stockfinster. Wir laufen unter der historischen Fußgängerbrücke, dem Siemenssteg durch bis zu der Stelle, wo Spree, Landwehrkanal und Charlottenburger Schifffahrtskanal zusammen treffen. Die Stelle sieht auch bei Nacht sehr schön aus.

Ab hier geht es wieder nach Süden, wir wählen wieder Nebenstraßen, kommen am Standesamt Charlottenburg vorbei, sehen den Turm vom Rathaus Charlottenburg, als wir die Otto-Suhr-Alle queren, und können an der Krumme-, Ecke Bismarckstraße durch die Glasfassade ins Innere der Deutschen Oper schauen. Wir folgen der Krummen Straße weiter nach Süden. Beim Überqueren der Kantstraße empfehle ich für spätere Gelegenheiten die Teigtaschen im chinesischen Restaurant Selig sowie die taiwanesische Nudelsuppe im Lon Men’s Noodle House.

Wir erzählen einander von unseren Laufgewohnheiten – mein Gast kommt vom Meer und läuft auf dem Deich. Dort gibt es entweder Rücken- oder Gegenwind. Sein Sportverein veranstaltet traditionell einen Lauf, der lustigerweise 6,4 km lang ist, weil der, der ihn als erstes „vermessen“ hat, ziemlich schlecht schätzen konnte. Weil die Strecke bis zu einem Denkmal aber sehr schön und passend ist, ist es dabei geblieben. Schöne Geschichte. Am Ende der Krummen Straße biegen wir in die Wilmersdorfer Straße ein und laufen zurück Richtung Ku’damm. Weil die Strecke hübscher ist, wählen wir den kleinen Umweg über die Giesebrechtstraße und den Meyerinckplatz. An der Ecke Ku’damm trennen sich unsere Wege. Wir bedanken uns gegenseitig für den angenehmen Lauf, mein Gast läuft nach rechts Richtung Hotel, ich über den Olivaer Platz Richtung Schöneberg.