Wir sind hier so weit westlich, dass die Sonne erst um Viertel nach acht aufgeht. Als ich durch die Altstadt trabe, gehen gerade die ersten Rolläden an einigen Geschäften auf und die Straßenlaternen aus. Am Platz El Arenal gelange ich an den Fluss. Die Uferpromenade ist belebt, Hunde werden spazierengeführt, RadlerInnen sind in beiden Richtungen auf den eigens ausgewiesenen Radspuren auf dem Weg zur Arbeit oder sonstwohin, und es kommen einige Läuferinnen und Läufer entgegen. Genau wie in Berlin grüßen manche, manche auch nicht.
Ich laufe unter der eleganten Fußgängerbrücke von Santiago Calatrava mit dem zauberhaften baskischen Namen Zubizuri durch. Das Licht ist noch schräg, der Himmel blau und ich finde alles wunderbar. Etwas weiter steht am gegenüberliegenden Ufer das Guggenheim-Museum, das Gebäude, von dem alle denkbaren Fotos schon tausendfach aufgenommen sind. Ich kann es trotzdem nicht lassen und stümpere mit dem Handy ein weiteres hin.
Die übernächste Brücke ist Puente Euskalduna, deren bemerkenswertestes Feature der überdachte Fuß- und Radweg ist. Direkt dahinter ist eine schöne Parkanlage, der Doña Casilda Iturrizar-Park, benannt nach der Dame, die vor über hundert Jahren das Gelände stiftete. Springbrunnen funkeln im Gegenlicht, es gibt eine Pergola mit schönen bunten Fliesen und einen großen Ententeich, in dem auch ein paar Schwäne sitzen.
Über die Plaza Euskadi und um den Iberdrola-Tower geht es zurück ans Flußufer. Am Guggenheim-Museum bekommt der monströse Blumenhund von Jeff Koons gerade ein bisschen Fellpflege.
Mein Weg verläuft fast die ganze Zeit auf der Uferpromenade, nur am Bahnhof Santander-Bilbao (ob man hier auch woanders hin fahren kann?) muss ein Hochhaus auf der Straße umrundet werden. Ein Stück weiter gibt es interessante Eisentreppen zu hoch gelegenen Hauseingängen.
Die nächste Brücke hat keinen Namen. Ich nehme sie trotzdem und laufe zurück in die Altstadt. Unter den Arkaden der Calle Ribera gibt es angenehm normale Geschäfte – im Gegensatz zu den touristischen Läden im Zentrum der Altstadt. In einem Fischladen liegen beeindruckend große Fische im Fenster. Ein paar ältere Herren sitzen vor einem Café und frühstücken. Das möchte ich jetzt auch! Noch um einige Ecken, da ist das Hotel. Das war ein wunderbarer, touristisch höchst wertvoller Vorfrühstückslauf.