Es ist kalt, es ist schlecht geräumt, ein Bekannter von tinadoro ist beim Laufen gestürzt und hat sich ein Bein gebrochen, ich bin vernünftig/vorsichtig und gehe ins Fitness Studio aufs Laufband. Ich nehme mir vor, es einfach meditativ zu sehen und mich nicht zu langweilen. Na dann, Musik auf die Ohren und los. Die Fernseher nerven total. Ich versuche drunter durch zu schauen, aber auf zwei Bildschirmen in meinem Gesichtsfeld flimmern nervige Bilder, die ich schlecht ignorieren kann – links etwas über Hygiene in verschiedenen Sorten öffentlicher Toiletten, rechts vor allem Werbung. Ich nehme die Brille ab, das hilft, ich erkenne das Geflimmer nicht mehr, es ist nur noch bunt und bewegt und lenkt viel weniger ab. Was ich noch erkenne, wenn auch unscharf, ist ein Schriftzug und ein Parkhaus-P an der hässlichen Fassade gegenüber:
Ich starre darauf, weiß, dass in dem O eine Art Zentaur zu sehen ist, den ich aber nicht sehen kann. Ich frage mich, ob der wohl schnell ist. Schneller als ich bestimmt – warum ist es auf dem Laufband nur so viel mühsamer als draußen? Es kann doch nicht sein, dass der Garmin dauernd schummelt? Jedenfalls nicht so sehr. „Ross-mann-Peeeh, Ross-mann-Peeh…“ ich merke, wie ich im Kopf versuche den Schriftzug rhythmisch zu lesen, als wäre es eine Parole auf einer Demonstration. Aber selbst, wenn ich das Peee dehne, haut es mit dem Atmen nicht richtig hin.
Nach einer Stunde springt das Laufband plötzlich ins Cooldown-Programm – Mist, ich hatte am Anfang einfach auf Quickstart und manuelle Eingabe gedrückt. He! Meine 12km sind noch nicht fertig! Ich trickse das Cooldown-Programm aus und stelle manuell immer wieder die Geschwindigkeit hoch. Als es fertig ist, bleibt das Band trotzdem stehen. Schnell die Zahlen gemerkt, das bringt auf die letzten Kilometer wenigstens noch ein bisschen Gelegenheit zum Kopfrechnen. Und schnell wieder einschalten und weiter geht’s. Lustig: ich höre Animal Collective – Merriweather Post Pavillion. Ein Stück heißt „No more runnin“. Ich muss lachen, schön wär’s, aber ich bin noch nicht fertig. Tapfer mache ich wenigstens die 12km voll und komme mir trotzdem vor, als wäre es längst nicht genug.
Auf dem Heimweg begegnet mir eine Läuferin. Sie ahnt nicht, wie sehr ich sie in dem Moment beneide – und mich ein ganz kleines Bisschen über meine Vorsicht ärgere.