Neues Spielzeug – Teil 2: Schwimmen

Gestern Schwimmen. Ich war ewig nicht im Schwimmbad – irgendwie war die Motivation mit dem verfrühten Freibad-Saisonende trotz schönstem Wetter weg. Ausrede. Jetzt habe ich aber das neue Spielzeug, das angeblich auch schwimmen kann. Wenn das kein Anlass ist, mich mal wieder im Stadtbad Wilmersdorf sehen zu lassen.

Also: Ohne Frühstück los, Frühschwimmticket gelöst, Uhr umgeschnallt, „Poolschwimmen“ ausgewählt, 25m-Becken eingestellt, ins Wasser, Start gedrückt, eine Länge geschwommen, versucht, auf der Uhr was zu erkennen, nochmal irgendwas gedrückt, die Anzeige zeigt 10 an. 10? Soll heißen? Keine Ahnung, erstmal weiterschwimmen, auswerten kommt hinterher.

Auswertung:
1. Ergebnis: ich habe nur eine Länge gemessen, dann offensichtlich aus Blödheit die Uhr gestoppt (wie eigentlich???).
2. Ergebnis: Intuitiv ist das anscheinend nicht, jetzt muss ich doch die Anleitung lesen.

Falls sich jetzt jemand Sorgen um mein Zeitmanagement oder meinen mentalen Zustand macht: seid beruhigt, bisher ist das alles noch Teil des Vergnügens, sich ein neues Werkzeug gründlich anzueignen. Es hilft auch dabei, mich nochmal daran zu erinnern, dass die Menüführung bei Tante Garmine auch keinen Usability-Preis gewonnen hätte.

P.S.: Im zweiten Anlauf hat es funktioniert – sehr schick, weil ich beim Schwimmen bisher immer Bruttozeit mit allen Wenden und kurzen Pausen am Rand gerechnet hatte, die zählt die Uhr nicht mit, so dass ich laut Uhr auf einen Schnitt von 2’11 auf 100 m komme. Wenn sie da mal nicht hochstapelt, denn sie hat 1525m gemessen, und das wäre eine ungerade Bahnenanzahl.

Der Schweinehund ist ein Wasserschwein

Es gibt wieder einen Plan. Der sieht für heute 45 Minuten Schwimmen vor. Hmm. Samstag finde ich das nicht so günstig, denn das nahegelegene Prinzenbad ist meistens ziemlich voll (unter der Woche schwimme ich vor der Arbeit im Sommerbad Wilmersdorf, da sind immer drei Bahnen für „sportliches Schwimmen“ abgesperrt). Egal, der Plan ruft, also je früher, desto besser.

Voll ist es um kurz vor acht zwar nicht – vermutlich wegen der 13° Lufttemperatur – aber das Mehrzweckbecken ist gesperrt. Im nicht beheizten Sportbecken kraulen nur fünf oder sechs ganz Unerschrockene, zwei davon im Neo. Ich halte den Zeh rein, entscheide mich dann dagegen. Die Kälte halte ich keine Dreiviertelstunde aus.

Die weniger Tapferen teilen sich das etwas unregelmäßig geformte Nichtschwimmerbecken. Immerhin sind die Wasserfallpilze noch nicht an. Ich kraule also los, immer einer Naht am Boden entlang. Auf die Idee ist auch schon eine gekommen, die entgegen schwimmt. Elegant weichen wir einander aus, jede eine halbe Körperbreite nach rechts – so soll das sein. Am anderen Ende ist das Wasser so flach, dass ich mit der Hand den Boden berühre, also vor dem Ende schon wenden. Es schwimmt ziemlich viel Zeugs im Wasser, das meiste ist wohl von Bäumen reingefallen, und alles andere versuche ich mir lieber nicht so genau anzuschauen. Ein wenig graust es mir, und ich stelle fest, dass eine Schwimmbrille mit optischen Gläsern auch Nachteile hat. Nach vier Längen finde ich es doof hier. Ich schaue auf die Uhr oben auf dem Schwimmeisterausguck und finde, dass kaum Zeit vergangen ist. Könnte ich unter diesen widrigen Bedingungen nicht einfach nur eine halbe Stunde schwimmen? Oder zwanzig Minuten? Weiter geht’s. Ich versuche, schön zu gleiten, vor allem den vorderen Arm beim Atmen nicht absacken zu lassen. Die Rotation, die die TI-Theorie verlangt, ist zwar umstritten, macht aber viel Spaß. Das Wasser gleitet am Körper entlang, und die Bewegung ist zwar nicht schnell, aber ganz mühelos. Platsch, bekomme ich die Hand einer Rückenschwimmerin aufs Ohr. Ich erschrecke, es tut aber nicht weh. Sie entschuldigt sich, ich sage „Nix passiert“ und wir ziehen weiter unserer Wege. Wie wär’s denn auch mal mit Rückenschwimmen? Och nö, da ist der Arm zu lange in der Luft und wird zu kalt. Also weiter Kraulen. Wer hätte das gedacht, dass ich mal finde, dass das die entspannteste Disziplin im Wasser ist? Dann sind 25 Minuten vorbei. Jetzt raus? Aber das ist auch doof, eigentlich ist es doch gar nicht so schlimm, und wenn ich immer gleich um den Pilz eine große Kurve schwimme, laufe ich auch nicht mit dem Bauch auf Grund. Dennoch geht mein Blick nach jeder Runde zur Uhr. Mir wird kalt an Händen und Füßen. Noch zehn Minuten, da lohnt es sich auch nicht mehr früher aufzuhören. Dann sind es nur noch fünf – fertig.

Die Duschen im Prinzenbad sind super. Die Temperatur lässt sich regeln, und es ist prima, wieder aufzutauen. Auf dem Rückweg hole ich Brötchen, und als ich in die Küche komme, wird gerade der Frühstückstisch gedeckt. Perfekt! Bin total ausgehungert und ziemlich froh, dass ich nicht früher abgebrochen habe.

Kraulkurs

Wenn beim Laufen nichts spannendes passiert, gibt es mal wieder Neues aus dem Hallenbad: Samstags ist Kraulkurs. Da der Trainer beobachtet hat, dass bei den meisten von uns der vordere Arm zu früh wegsackt, sollen wir eine ganz vertrackte Übung machen: linken Arm nach hinten an den Körper anlegen, der rechte macht Armzüge. Dabei nur nach links atmen und darauf achten, dass der Armzug aus der Streckung heraus nach hinten erst startet, wenn die Nase wieder nach unten zeigt. Ich bin komplett verwirrt. Auf dem Rückweg dieselbe Übung in die andere Richtung. Nicht nur, dass ich koordinatorisch ziemlich überfordert bin, es kommt unweigerlich ans Tageslicht, dass ich auch sonst nicht richtig atme: meistens bin ich mit Ausatmen noch nicht fertig, wenn ich schon den Kopf aus dem Wasser drehe – und jetzt diese neue Herausforderung. Auch als wir wieder andere Übungen machen, grüble ich dauernd noch über den verfrühten Armzug nach und komme ständig durcheinander. Tststs, da gefällt mir die Übung 25m „Kraulen ohne Atmen“ doch viel besser – mit Flossen versteht sich, sonst würde ich ertrinken. Atmen stört irgendwie. Ich glaube, jetzt muss ich erstmal noch ein bisschen Youtube gucken, wie die das dort machen…

Freibad

Das Freibad öffnet um 7:00, und weil heute mein Zeitungszusteller – vermutlich hitzebedingt – bis um 7:15 immer noch nicht geliefert hat, gehe ich eben, anstatt gemütlich beim Frühstück die Zeitung zu lesen, ein bisschen früher schwimmen.

Im 50m-Becken sind zwei Bahnen für Bahnenschwimmer abgetrennt, dort bewegt man sich gegen den Uhrzeigersinn kollisionsarm im Kreis umeinander. Ich schwimme immer erst eine Länge Brust (mal gucken, wie es heute so ist, wie viele Leute im Wasser sind, wie schnell die ungefähr sind), dann eine Länge Kraul (oder eher der Versuch, irgendwann muss ich es mal richtig lernen), die dritte Länge Rücken. Das ist meine Lieblingsdisziplin, da bin ich einigermaßen flott, jedenfalls so flott, dass der Mann, den ich auf seiner Brustlänge kraulend überholt habe, und der sich jetzt mit entschlossenem Blick abstößt und energisch hinter mir her krault, nicht wirklich eine Chance hat, mich einzuholen. Nach einer halben Länge lässt er in seinen Bemühungen auffällig nach.

Einige sind natürlich viel schneller und müssen einen nach der anderen überholen. Blöd für die Schnellen, aber nicht zu ändern, wenn das Wasser so voll ist. Wenn von hinten jemand schnelleres kommt, warte ich am Beckenrand und lasse ihn oder sie vorbei. Manchmal ahnt man zuerst gar nicht, wie schnell die Leute sind: eine kleine blonde Frau krault eine Länge nach der anderen, sie platscht mit den Händen dicht neben ihrem Kopf ins Wasser – richtig gut sieht das nicht aus, aber sie muss unter der Wasseroberfläche ziemlich viel richtig machen, denn sie überrundet mich zweimal.

Mein Dreierrhythmus aus Brust, Kraul und Rücken ist sehr praktisch zum Bahnenzählen, denn je nachdem, in welcher Richtung ich unterwegs bin, weiß ich immer, ob die Rückenstrecke ein gerades oder ungerades Vielfaches von Drei ist. Heute habe ich Zeit für ein Kilometerchen und bin immer noch so früh, dass es unter der Dusche noch kein Gedrängel gibt.

Was das mit Laufen zu tun hat? Hmmm, gestern früh um kurz nach sechs war ich laufen, aber das war keinen Blogeintrag wert: sehr mühsam, Pace niedrig, Puls hoch, und hat nur halb so viel Spaß gemacht wie heute das Wasser. Ich glaube, mir ist warm. Laufen? „Many were increasingly of the opinion that they’d all made a big mistake in coming down from the trees in the first place. And some said that even the trees had been a bad move, and that no one should ever have left the oceans.“ (Douglas Adams, Hitchhiker’s Guide to the Galaxy)

Laufen oder Schwimmen?

Es ist ja sehr schön morgens vor der Arbeit ein paar Bahnen im Freibad zu ziehen – weil ich aber befürchtete nach Feierabend könnte es mir zu heiß zum Laufen sein, hatte ich früh um 6:00 einen kleinen inneren Konflikt. Laufen oder Schwimmen? Erstmal laufen. Nach 50 Minuten (und ordentlichem Dehnen) hab ich so in mich reingehört (wer’s gelesen hat: ich bin die, die manchmal nicht so genau weiß, was sie da hört) – heute war’s ganz deutlich: die da drin haben alle „Schwimmbad, Schwimmbad!“ gerufen. Na gut, ein Becher kalter Cappuccino aus dem Kühlschrank, eine Butterbrezel vom Bäcker, damit ich nicht vor Hunger untergehe, ein kleines Frühstück in der Sonne, dann ab ins Wasser. Eigentlich war das von Anfang an eine blöde Frage: Laufen oder Schwimmen? Beides natürlich! Sommer ist toll!

P.S.: Außerdem habe ich heute früh die 500km überschritten – ein Kaninchen im Park hat’s gesehen und applaudiert.