Laufen auf der Landebahn

Seit zwei Monaten ist das Tempelhofer Feld ein Park, aber bis aufs öffentliche WM-Gucken im Biergarten, ein Picknick und mal durchradeln habe ich ihn bisher noch nicht so richtig genutzt (doch, da war noch die Marathonstaffel letzten November, die viele von der Strecke her total öd fanden – ich nicht). Bis heute, da hat mich mein Kollege zu einem Abendläufchen abgeholt. Ich kann mir vorstellen, dass die Meinungen zum Laufen dort ziemlich geteilt sind: alles Asphalt, sehr windig, viel zu weit geradeaus. Stimmt ja auch, nur: ich finde es großartig. So viel Weite haben wir sonst nirgendwo in der Stadt.

Wir laufen erstmal eine Runde außen herum. Das ist überhaupt nicht langweilig. Wir unterhalten uns über die Plane Spotters, die hier früher jeden Morgen schon früh mit Teleobjektiven und Trittleitern außen am Zaun standen, wenn ich hinten den Weg an der Oderstraße zur Arbeit radelte. Wo die jetzt wohl Flugzeuge gucken? Der Kollege gesteht, nicht gerade ein Plane Spotter zu sein, sich aber schon für Flugzeuge zu interessieren. Nebenbei beobachten wir, wie andere Menschen auf dem Gelände ihre Freizeit verbringen: es sind viele Fahrräder und Skater unterwegs, manche lassen Drachen steigen, spielen Skate-Hockey, lassen Modellautos oder -flugzeuge auf dem Boden oder in der Luft rumflitzen, picknicken oder grillen. Läuferinnen und Läufer gibt es natürlich auch. Weil das Gelände so riesig ist, verteilen sich die Leute sehr angenehm. Noch schöner wird es sicher, wenn alles etwas mehr verwildert. Naja, und so richtig viel Schatten gibt es bisher auch noch nicht.

Aber egal, es ist schon einigermaßen spät, das Licht ist wunderbar, der Sonnenuntergang zwischen Wolken und Flughafengebäude stimmungsvoll, dann ist auch noch die schmale Mondsichel zu sehen. Nach Ende der Runde laufen wir auf der südlichen Startbahn nach Osten, anschließend auf der nördlichen nach Westen – je 2km geradeaus. Wir laufen nicht etwa nahe am Gras, sondern auf dem Mittelstreifen, wo noch der Gummiabrieb zahlloser bremsender Flugzeugreifen zu sehen ist. Wenn wir schneller wären, würden wir am Ende abheben, aber ehrlich gesagt, bin ich heute ziemlich langsam, und mein Kollege muss sich nach mir richten. Nach rund 10km sind wir wieder am südwestlichen Zugang angekommen, dehnen ein wenig und sind sehr zufrieden mit unserem neuen Park.