Advent, Advent

Schon seit Tagen, ach was, Wochen, freu ich mich drauf, ihn endlich auszupacken. Und schon den ganzen Tag kommt er mir vor, wie ein Geschenk, das auf mich wartet. Eine Schachtel, in der einzeln verpackte Süßigkeiten drin sind, oder ein Kasten mit leckeren Getränken, aus dem ich mir heute Abend eine Flasche öffnen könnte.

Oder – tja, vermutlich ist es das stimmigste Bild: ein Adventskalender, bei dem ich heute das erste Türchen aufmachen durfte. Was war drin? 9 km in 6:15 min/km. Das erste Training meines neuen Plans (Experten/-innen erkennen ihn sicher von weitem). Schön war’s! Und wenn ich alle Türchen aufgemacht habe, ist eben nicht Weihnachten, sondern… Aber das trau ich mich noch gar nicht recht hinzuschreiben, denn es kann ja noch sooo viel dazwischen kommen. Und dann hätte ich umsonst mit meinem tollen Plan angegeben.

Aber immerhin, das erste Türchen ist offen.

Der Plan und die Realität

Heiß heute. Der Plan sagte 70 Minuten langsamer Dauerlauf, HF max. 70%. Ich weiß ja immer noch nicht so genau, wo „max“ bei mir liegt, aber der Puls wollte einfach nicht unter 140 bleiben. Ich schlich durch den Volkspark und freute mich, dass die meisten gegen den Uhrzeigersinn laufen, so dass ich als konsequente Uhrzeigersinnläuferin viel zu gucken hatte. Habe mich eine Weile gefragt, ob das überhaupt stimmt, dass mehr entgegen kommen als in die selbe Richtung laufen. Glaube schon, denn schließlich war ich so langsam, dass, wenn es viele Uhrzeigersinnläufer/-innen gäbe, mich doch einige hätten überholen müssen. Kann schließlich nicht sein, dass die alle genau gleich schnell bzw. langsam unterwegs sind. Die besten T-Shirts heute: „Denken hilft“ und „Jogging sucks“ – der Mann, der letzteres trug, wurde bestimmt von vielen breit angegrinst. Ob die junge Frau mit dem Tattoo des chinesischen Schriftzeichens „Drachen“ auf dem Arm wohl bedauern würde, dass sie in Asien niemals jünger geschätzt würde, als sie wirklich ist, weil alle sofort das Jahr des Drachen wüssten? Dann gab es da noch den Mann, der mir in einem Affenzahn in – zugegebenermaßen dicken – Flipflops entgegen kam. So schnell werde ich vermutlich nie laufen, und schon gar nicht in Schlappen. Einer Frau in einem indischen Hosenanzug bin ich dreimal begegnet, sie ist nur spaziert und lächelte jedes Mal freundlich. Nach einer Dreiviertelstunde taten die Knie weh, es war heiß und ich habe kurz überlegt, frühzeitig abzubiegen. Da aber gleichmäßiges Knieweh eher auf Ermüdung als auf spontan aufgetretenen Schaden schließen lässt, habe ich die Ausrede nicht gelten lassen und bin laut Plan weiter gelaufen.
Zum Thema „max“ hatte am Ende die Pulsuhr noch einen Beitrag zu leisten: keine Ahnung, ob es stimmt, aber sie behauptet bei einem Schnitt von 148 ein Maximum von 226 gemessen zu haben. Glaub ich nicht – allerdings müsste ich mir, wenn es denn stimmen würde, um die 70% keine Gedanken mehr machen.