Laufen unterwegs – zweiter Versuch

Der zweite Anlauf war viel besser: nach kurzer Zeit eine weniger befahrene Straße gefunden, dann wurde es richtig idyllisch: Zitronen und Orangen in den Bäumen, blühende Granatapfel- und Olivenbäume, Ziegen auf der Wiese und der ein oder andere hinter einem Zaun bellende Hund. Die Luft noch kühl und frisch, Wolken zwischen denen die Sonne durchscheint, wunderbar. Die Abzweigungen in Nebenwege, mit denen ich es versucht habe, waren zwar samt und sonders Sackgassen, aber egal. So war es eine völlig mühelose Dreiviertelstunde, die ich sehr genossen habe. Anschließend duschen und Frühstück, jetzt kann ein Tag im Büro ruhig kommen.

Laufen auf Dienstreise

Stimmt, Laufsachen passen immer noch ins Reisegepäck, selbst wenn man sich mal eine Woche lang ordentlich anziehen muss. Auf die Insel habe ich mich auch richtig gefreut und mich schon palmenbestandene Strandpromenaden entlang joggen gesehen (mit anschließendem ins Meer springen versteht sich).

Und jetzt das: ein Kaff außerhalb des Zentrums, ziemlich weit vom Meer, die absolute Autogegend, die fahren hier alle wie die Bekloppten, Fußgänger sind eher nicht vorgesehen. Im Neubauvillenviertel in der Nähe gibt es immerhin stellenweise Gehwege – allerdings haben die Villenbesitzer öfter mal Reihen von Löchern gebuddelt und ziemlich große Zypressen reingesetzt. Die sind inzwischen so groß, dass man auf die Straße ausweichen muss. Keine Ahnung, wie die das mit Kinderwagen machen. Vermutlich ins Auto packen. Andererseits muss man das mit den Zypressen verstehen: wer will das stachelige Zeug schon im eigenen Garten haben. Heiß und schwül und extrem windig war es außerdem. OK, jetzt weiß ich wenigstens, dass mich das beim Laufen beeinträchtigt, denn tapfererweise habe ich mich heute früh dennoch ins Verkehrsgetümmel gestürzt – allerdings nur eine knappe halbe Stunde, dann hatte ich echt keine Lust mehr. Irgendwie hatte ich mir das etwas anders vorgestellt mit dem Laufen auf Reisen.

Pulsuhrterror

Leute, die immer die Gebrauchsanweisung lesen, können auch mal ganz schön durcheinander kommen. So eine bin ich nämlich: Laufanfängerin, die im Winter ein bisschen auf dem Laufband geübt und seit drei Wochen das Laufen im Freien entdeckt hat. Das ging so: vor dem Loslaufen also seitenweise Forenbeiträge studieren, Pulsuhr umschnallen und los. Da es im Dunkeln schlecht klappt, der Polar F6 die „Own Zone“ zu entlocken, erstmal nach Alter gemessen. Obwohl ich mich bemüht habe furchtbar langsam zu laufen, hat das Ding mich die ganze Zeit vorwurfsvoll angefiept. Am Ende hatte ich mir vor lauter Langsamkeit fast Knoten in die Beine gefaltet, die Knie taten weh vor lauter Bremsen, mir ist kaum warm geworden und die Uhr fand mich immer noch zu schnell. Das war Montag.

Heute neuer Versuch: Pulsuhr umgeschnallt, Fiepen abgestellt und erst am Schluss wieder draufgeschaut. Viiieeel besser. Und mit einem Schnitt von 144 war ich eigentlich auch ganz zufrieden. Und was ich vor lauter technischem Spielzeug noch gar nicht erwähnt habe: Laufen macht mir richtig viel Spaß!