Eigentlich habe ich keine Lust auf Hetzen – brr, Zehner! Und andererseits heißt es immer, so zwei, drei Wochen nach dem Marathon sei schon mal eine PB auf 10km möglich (Proteco hat vorgemacht, wie’s geht!). Und weshalb habe ich mich überhaupt angemeldet? Weil an dem einen Wochenende jede sechste Anmeldung den Startplatz geschenkt bekam? Bei meinem sprichwörtlichen Losglück? Absurd!
Als ich mich in Startblock 3 wiederfinde – wo ich unbedingt hingehöre, denn ich habe noch nie sub 50 geschafft – ist mir also schon einmal reichlich ambivalent. Ich habe den Verdacht, dass so einiges Kopfsache ist: z. B., dass ich mich ärgere, dass so viele mit Startnummer für B4 um mich herum stehen. Über sowas ärgere ich mich sonst nie. Als es losgeht, finde ich es richtig doof. Von wegen am Anfang rennen alle wie die Besammelten – Startblock 3 setzt sich in einer Gemütsruhe in Bewegung, dass ich manche Viererreihe vor mir mit stechendem Blick in den Hintern piekse. Davon merken sie natürlich nichts, und ich zickzacke mich durch sich auftuende Lücken. Wieso startet eigentlich der 55-Minuten-Pacemaker in Block 3 ganz vorne? Und der für 50 Minuten weit vorne in Block 2, wo nur Leute starten sollen, die die Zeit längst drauf haben? Seltsam. Ich versuche, die Pace auf unter 5 Min/km zu bringen, aber das klappt erst auf KM 2. Ich überhole immer weiter, bis ich das alles auf knapp der Hälfte ziemlich anstrengend und doof finde. Zwar bin ich immer noch auf Bestzeitenkurs, aber es macht keinen Spaß. Im Zoo wird es dann richtig eng, und ich habe keine Lust mehr. Das Nashorn guckt in unsere Richtung, und ich habe den Verdacht, es findet uns vollkommen bescheuert. Ich werde langsamer – ok, das werden im Zoo wohl alle, aber ich habe ein Motivationstief. Ich hadere, ob ich jetzt versuchen sollte, das Tempo zu halten, oder ob es mir einfach egal ist. Einen halben Kilometer lang, ist es mir egal, aber dann bin ich doch wieder schneller. Bis Kilometer 8 ist die PB noch drin, dann fehlen plötzlich 3 Sekunden. Oh je, oh je. Und anstatt die Beine in die Hand zu nehmen, hadere ich erstmal eine Runde und werde noch ein bisschen langsamer. Auf der Schlossstraße renne ich zwar nochmal wie bekloppt – aber es reicht nicht mehr. Es fehlen 27 Sekunden – an der Bestzeit, zu sub 50 fehlt nochmal gut eine Minute.
Fazit: Ambivalenz ist keine Einstellung an einen schnellen Lauf ranzugehen. Entweder rennen oder trödeln, aber nicht innerhalb eines Laufs viermal die Meinung ändern! Außerdem geht mir definitiv das Qäulgen ab, ich kann alleine einfach nicht beißen (auch keine ganz neue Erkenntnis). Sollte ich also mal wieder vorhaben, eine PB anzugehen, dann lieber nicht alleine, sondern ich suche mir wieder einen Hasen, der im richtigen Moment die Ansagen macht.