Paddeltour Tag 4 – Fleether Mühle nach Priepert

Fleether Mühle – Rätzsee – Drosedower Bek – Gobenowsee – Dollbek – Labussee – Canower See – Kleiner und Großer Pälitzsee – Priepert Pension Havelbrücke – 21 km

Der Tag ist kühl und der Himmel bedeckt, das Gras und die herumstehenden Zelte nass, und wir genießen es, in unserer geräumigen Holzhütte all unsere Sachen trocken in die wasserdichten Beutel zu verstauen. Von der Fleether Mühle aus paddeln wir über den motorbootfreien Rätzsee. Der Wind kommt schräg von vorn, wir verzichten darauf, mögliche Badestellen zu suchen. Das, was heutzutage Drosedower Bek heißt, steht in meiner alten Paddelkarte noch als Drosedower Bach. Der Wind kommt jetzt von hinten und schiebt uns ordentlich. Vor einer schönen Holzbrücke begegnen wir einer Entenfamilie. Wir nehmen uns Zeit, sie aus der Nähe zu betrachten, die Entchen sind gar nicht schüchtern und sehr niedlich.

Es ist kalt, wir haben nicht so recht Lust auf Picknick und hoffen, dass der auf der Karte in Canow eingezeichnete Krug tatsächlich existierende Gastronomie bedeutet. Es ist der Fischereihof von Canow, hier gibt einen schönen kleinen Hafen, in dem schon jede Menge kleine und große Boote festgemacht haben. Im Imbiss gibt es leckere Räucherfischbrötchen. Wir sitzen auf der Terrasse unter dem Vordach und trinken Tee dazu. Vielleicht hätten wir doch lieber die wärmende Fischsuppe nehmen sollen.

Auf dem Canower See fällt aus einiger Entfernung ein Boot mit bunten Fahnen auf. Im Spaß sage ich, schau mal, da vorne gibt’s Eis. Beim Näherkommen sehen wir, das stimmt tatsächlich, es ist ein Eisboot.

Eisboot

Zwar gibt es auch Bockwurst, Kaffe und Bier, aber die Eisfahnen geben den Ausschlag: wir wollen Eis. Der Eismann wirft uns ein Seil zu, so dass wir festmachen können. In einem kleinen rosa Kescher nimmt er unser Geld entgegen und reicht uns Eis herunter. Das Papier und die Eisstiele wandern auf demselben Weg wieder nach oben. Wir erfahren, dass er vor einigen Jahren den Lebensmittelladen in Wustrow von seinen Eltern übernommen hat. Die Idee mit dem Eisboot hat er vor zwei Jahren umgesetzt, und festgestellt, dass es läuft. Es läuft sogar so gut, dass er künftig noch expandieren wird. Wir finden das Angebot auch prima. Auf der anderen Seite des Boots haben einige Paddler festgemacht, die Wurst essen. Einer besitzt in Hamburg eine Imbissbude und fachsimpelt mit dem Eismann über Bockwurst.

In Strasen lassen wir uns noch einmal schleusen, dann ist es auch schon nicht mehr weit bis Priepert. Die Pension Havelbrücke liegt direkt am Wasser. Es gibt eine Anlegestelle und einen sehr schönen großen Garten mit einem Steg, von dem aus wir auf den Großen Priepertsee blicken.

Ansonsten finden wir Priepert eher, nun ja, klein. Die Freiwillige Feuerwehr ist aber sehr erfolgreich, wie wir in einem Schaufenster an der Straße zum Yachthafen sehen können.
Löschangriff nass

Das Restaurant am Yachthafen hat auf der Terrasse sehr rigide Tischbelegungsvorschriften – wir wollen uns an einen freien Vierertisch setzen, an den die Stühle schräg angelehnt stehen. Die blonde Kellnerin erklärt recht ruppig, dass dieser Tisch gesperrt sei. Wir sollen uns an einen großen runden Tisch setzen, was wir zu zweit ein wenig ungemütlich finden. Alle, die nach uns kommen, versuchen ebenfalls an einem der Vierertische und werden zurückgepfiffen. Die bereits sitzenden Gäste lachen über das Schauspiel. Den Zander gibt es eigentlich mit Kroketten, die mag ich aber nicht, so bestellen wir ihn mit Pommes. Das passt zwar nicht so richtig, aber Kartoffeln gibt es nicht – hier wird offensichtlich Tiefkühlware aufgetaut. Schmeckt ok, aber so richtig begeistert sind wir vom einzigen Lokal in Priepert nicht.

Paddeltour Tag 3 – Wesenberg bis Fleether Mühle

Schwaanhavel – Plättlinsee – Landtransport Wustrow (250m) – Klenzsee – Gobenowsee – Dollbek – Labussee – Nilzsee – Oberbek – Fleteher Mühle – Campingplatz Ferienidyll am Rätzsee – 20km

Kurz hinter der Schleuse Wesenberg zweigt die Schwaanhavel nach Westen ab. Der Motorbootverkehr bleibt auf der Havel, viele Paddelboote biegen rechts ab. Die Schwaanhavel ist schmal, wir paddeln fast durch einen grünen Tunnel. Kurz vor der Einmündung in den Plättlinsee wird das Wasser sehr flach. Wir steigen aus und treideln das Boot. Der Grund ist angenehm fest und sandig.

Auf dem Plättlinsee kommt eine größere Gruppe älterer Däninnen und Dänen in unglaublich schnittigen Einerkajaks entgegen. Sie haben alle lustig geformte Paddel und sind sehr schnell. Tolle Boote.

Am Ende des Plättlinsees liegt Wustrow. Hier müssen die Boote aus dem Wasser, eine Straße muss überquert werden. Der Zeltplatz verleiht nicht nur Boote, sondern auch Bootswagen, mit denen der ca. 250m weite Landtransport erleichtert wird. Wir benötigen den Service nicht, denn wir haben das Wägelchen dabei. Inzwischen ist der Himmel bedeckt, in der Ferne donnert es, aber das Wetter zieht von uns weg. Es regnet ein bisschen, so dass wir vor dem Weiterfahren die Regenjacken anziehen. Im Klenzesee wachsen viele Seerosen, wir versuchen uns an Seerosenfotografie.

Seerose

Es ist ein bisschen ungemütlich und irgendwo habe ich gelesen, dass es in Seewalde einen netten Dorfladen geben soll. Wir fantasieren von Kaffeetrinken und wünschen uns entweder ein nettes Café oder besseres Wetter. In Seewalde finden wir keine gute Anlegestelle, die auf die Nähe eines Cafés schließen lässt und paddeln weiter. Der Regen hört auf, die Sonne kommt raus und wir finden einen Picknickplatz am Dollbek zwischen Gobenow- und Labussee. Während wir essen, fährt ein erstaunliches Gefährt vorbei: eine Art Floß mit einem großen Zelt drauf. Vorne und hinten sind je zwei lange Ruder befestigt, mit denen sowohl gerudert als auch gesteuert wird. Außerdem gibt es ein fest montiertes Fahrrad, auf dem ein Mädchen feste strampelt, und damit eine kleine Schiffsschraube antreibt. Vorne stehen eine Frau und ein Junge an den Rudern, hinten steuert ein Mann. Es sieht unglaublich unpraktisch aus, sie kommen nur langsam voran. Immerhin machen sie keinen Lärm.

Das mit dem Lärm ändert sich auf dem Labussee. Hier sind Motorboote erlaubt, und es ist unglaublich, wie der Motorbootverkehr zugenommen hat, seit ich das letzte Mal in der Gegend war. Gigantische Motorjachten, aber auch Hausboote und Wohnflöße in allen Formen und Größen, die meisten von stinkenden, knatternden Zweitaktern angetrieben. Wir fragen uns, ob das wirklich erholsam ist, in solchen Wolken von Lärm und Abgasen übers Wasser zu tuckern.

Wir finden noch eine kleine Badestelle neben einem Kinderferienlager. Solange wir in der Sonne trocknen, können wir die Ferienaktivitäten beobachten.

In der Schleuse Diemitz kommen wir nochmal so richtig auf Tuchfühlung mit unseren motorisierten Freunden. Eigentlich sollen Paddelboote als letzte in die Schleusen einfahren, dann an den festgezurrten Motorbooten vorbei nach vorne durchpaddeln, und nach dem Schleusen als erste wieder rauspaddeln. Das klappt aber nicht immer, weil die Freizeitkapitäne das nicht wissen, ihre Kähne völlig idiotisch irgendwie festmachen, und die Dinger zum Teil fast so breit sind wie die Schleusen. Lustigerweise schimpft hier ein alteingesessener Jachtkapitän am meisten rum, dass seine Kollegen nicht wissen, wie das alles geht.

Zum Glück dürfen wir bald nach der Schleuse in die Dollbek abbiegen. An der Fleether Mühle wäre ein erneuter Landtransport nötig, aber wir sind sowieso am Ziel, holen das Boot aus dem Wasser und fahren es mit dem Wägelchen auf den Campingplatz mit dem schönen Namen Ferienidyll am Rätzsee. Hier haben wir eine Holzhütte reserviert, in der wir Schlafsäcke und Isomatten ausbreiten. Das Bistro bietet zum Abendessen hausgemachte Pizza an, vom Biergarten an der Mühle dringt Live-Musik herüber.