Kurzurlaub in Oberschwaben mit Titouli, meiner ältesten Freundin und deren Mann. Wir sind in Bad Buchau in der Therme abgestiegen und wollen ein entspanntes und vergnügtes Wochenende verbringen.
Schon beim Frühstück wird der Spaziergang zum Federseesteg beschlossen. Für später plane ich, noch laufen zu gehen. Der Federsee ist nicht direkt zugänglich, er liegt in einem großen Moorgebiet, dem Federseeried. Touristisches Highlight, neben einem Pfahlbautenmuseum, ist der Steg, der anderthalb Kilometer inmitten von Schilfrohr bis zum Wasser führt. Dabei kann man zum Beispiel Vögel beobachten. Beim Spazieren wird mir von der Gruppe energisch die Freigabe fürs Laufen verweigert. Die Wege sind beschneit, angetaut und überfroren, so dass schon der kurze Weg zum Steg und danach der Steg einen gewissen Eiertanz erfordern. Es ist total glatt, uneben und zugegebenermaßen zum Laufen eher zu gefährlich. Spazieren ist aber ok, wir haben es lustig und gehen anschließend halt in die Therme. Sie haben hier ein Sport-Becken, da kann ich ja erstmal eine halbe Stunde Bahnen ziehen und das zum Sport des Tages erklären.
Samstag – neuer Versuch. Federseerundweg, sechzehn Kilometer sagt das Schild. Gegen Mittag ist es wärmer als am Tag zuvor, der Schnee ist ein wenig an-, das meiste Eis auf den Wegen weggetaut. Die Sonne scheint, es ist ganz zauberhaft. Ich laufe im Uhrzeigersinn los und bereue das schon relativ bald, denn der Anfang ist dermaßen spektakulär, dass ich ihn mir am liebsten fürs Ende aufgehoben hätte. Ein Steg führt durch einen Urwald mit Birken, vielen umgestürzten Bäumen, sehr verwunschen. Die lädierte Rippe ist noch zu spüren, aber nicht schlimm. Habe mir vorgenommen, rippenschonend extra langsam zu laufen und mache außerdem jede Menge Ministopps für Fotos oder um Infotafeln über die Moorentstehung, Flora und Fauna zu studieren.
Nach dem verwunschenen Moorwald geht es ein wenig unspektakulär auf der Straße durch Moosburg. Die Gehwege sind einigermaßen ordentlich geräumt. Nur dort, wo im Schatten das Schmelzwasser wieder angefroren ist, muss ich ein wenig aufpassen. Der Rundweg ist gut ausgeschildert, und bald geht es über einen verschneiten Fußweg durch die Wiesen. Einmal, kurz hinter Brackenburg, darf ich sogar die erste Fußspur in den Schnee stapfen. Dann gibt es vor Alleshausen wieder ein bisschen Straße. Es ist warm, ich kann Handschuhe und Mütze ausziehen – eigentlich ist es gar keine Mütze, sondern der wunderbare Polarbuff, den mir Happy geschenkt hat. Das mag ich so gern an praktischen Geschenken, dass ich jedesmal, wenn ich sie benutze, an die Schenkenden denken kann. Danke, Happy! Im Ort darf ich die Straße wieder verlassen und einen schönen pappelgesäumten Fußweg nach Seekirch nehmen. Die dünne, angetaute Schneeschicht ist zwar nass, aber gut zu laufen. Hier pfeift der Wind erst von der Seite, dann von vorn, und schon bin ich wieder ganz froh über meine winterliche Ausrüstung.
Auf der Strecke nach Tiefenbach verläuft der Fußweg parallel zur Straße, das ist nicht ganz so idyllisch, macht aber auch nichts, denn Tiefenbach hat ein sehr interessantes Touristenbegrüßungsschild – man kann sich richtig vorstellen, wie das Fremdenverkehrsamt sich beraten hat, was denn mal das Alleinstellungsmerkmal von Tiefenbach sein könnte. Heraus kam „Herzlich Willkommen in Tiefenbach, der Gemeinde direkt am Federsee, mit Aussichtsplattform“. Am besten gefällt mir das Komma vor der Aussichtsplattform. Die Hauptsehenswürdigkeit ist tatsächlich gut ausgeschildert, ein schmaler Matschweg zwischen zwei Zäunen führt ins Ried, und da steht sie, die prächtige Aussichtsplattform. Von oben sehe ich Schilf, ein paar umgedrehte aufs Land geholte Ruderboote, etwas entfernt das offene Wasser des Federsees und in der Ferne den Bussen, den heiligen Berg Oberschwabens, auf den Leute pilgern, um Kindersegen zu erbitten (meine Oma hat da immer so einen doofen Witz erzählt, aber da fällt mir jetzt die Pointe nicht mehr ein).
Kurz vor Oggelshausen fiepen viele Vögel in einem Wäldchen rum – ich glaube, das sind die seltenen Bartmeisen, die Thomas unbedingt beobachten wollte. Meisen sind es, beim Bart bin ich mir nicht ganz sicher. Außerdem hatte Oggelshausen schon in den 70ern und dann nochmal 2000 (oder um den Dreh) je ein Bildhauersymposium, von denen der Gemeinde ein Skulpturenpark geblieben ist. Die behauenen Brocken, die auf einer überwucherten Brache am Ortseingang rumliegen, sehen aber eher wie Reste aus und gehören vermutlich nicht dazu.
Das letzte Stück Weg verläuft wieder parallel zur Straße nach Bad Buchau. Die ist ziemlich befahren, aber daneben verläuft ein schöner, nicht asphaltierter Radweg, der teilweise ein bisschen überflutet ist. Aber das macht nichts, man kann leicht in den beschneiten Acker ausweichen. Das ist sowieso praktisch, weil im Schnee die matschigen Schuhe wieder so schön sauber werden. Nach einer Stunde und vierzig Minuten bin ich um den See rum und wieder am Hotel angekommen. Das hat Spaß gemacht.