Sonntagsstrecken – durch Dahlem zum Grunewaldsee

So ein schöner Herbsttag, da möchte ich wieder mehr als eine Parkrunde laufen. Es ist kalt, also lieber keine Anreise mit dem Fahrrad, sondern zu Fuß Richtung Grunewald. Schon der Weg durch Friedenau und Dahlem ist wunderbar, überall buntes Laub auf dem Boden und an den Bäumen, und wenn die Sonne durch die Blätter scheint, leuchten sie. Nach einer halben Stunde habe ich den Grunewald erreicht. Der Weg zum See ist nicht zu verfehlen, auch der Weg außen herum nicht. Ich begegne erstaunlicherweise nur drei oder vier anderen Läufer/-innen, aber es ist nicht gerade einsam: so viele Hunde habe ich noch nie auf einmal gesehen, und ihre Frauchen und Herrchen haben sie auch alle mitgebracht – obwohl die wohl nur zu Fahrdiensten gebraucht wurden, denn die anderen Hunde sind viiieeel interessanter. Es gibt sie in allen Größen, Formen, Farben und Gewichtsklassen, wobei ich zugeben muss, dass der übergewichtige Hund hier wirklich in der Minderzahl ist. Die meisten sind gut trainiert. Einige gehen sogar schwimmen. Lustig ist ein kleiner Hund, dem ein Knüppel gefällt, der dreimal so lang ist, wie er selbst und eigentlich auch zu dick für so eine kleine Hundeschnauze. Nach einem kurzen Fehlversuch ihn wegzuschleppen, wendet sich der Hund mit einem prima „pfff, dann halt nicht“-Gesichtsausdruck ab. Die Runde um den See ist schnell vorbei, dann probiere ich eben noch ein paar andere Waldwege aus, die sind dann auch etwas ruhiger. Als die Beine schwerer werden, mache ich mich auf den Rückweg, schließlich ist es noch ziemlich weit ab Waldrand. Insgesamt rund 16km in knapp zwei Stunden – schöner Ausflug.

Sonntagsstrecken – Asics Grand 10

Seit einer Woche verfolge ich den Wetterbericht und sehe zu, wie er für heute immer grauer und nasser wird. 85% Regenwahrscheinlichkeit. Was tut die Erstwettkampfläuferin denn da in den Kleiderbeutel? Was ziehe ich an? Was frühstücke ich? Frühstück war noch die leichteste Entscheidung: zwei Butterbrezeln und Tee (der BäckerMann am Südwestkorso macht die besten Laugenbrezeln von ganz Berlin, echt wahr). Mit Butterbrezeln wurde ich großgezogen, das kann keine schlechte Läufernahrung sein.

Es schrieben schon eine Menge Leute, es würde beim Laufen schon warm werden, als aber meine Kollegen in mehreren Schichten und z.T. ganz außen sogar mit Regenschutz da stehen, wird mir ganz anders beim Gedanken, obenrum nur im – immerhin langärmeligen – Funktionsshirt loslaufen zu wollen. Der Kollege, der immer so gut sortiert und auf alle Eventualitäten eingestellt ist, leiht mir ein kurzärmeliges Teil zum Drunterziehen, da geht’s mir schon besser – Regenjacke? Nö! Genial war aber dieser Tipp: die praktische Mülltüte mit Löchern für Kopf und Arme. Knielang, sehr schick, etwas laut raschelnd beim Warmlaufen, aber wärmt tadellos. Die großen Jungs dürfen sich weiter vorne aufstellen, ich stehe nach dem Abstecher in die Dixiekloschlange in Block 4. Irgendwann setzt die Masse sich in Bewegung. Lustig: ich wusste nicht, dass die Zeitnahmechips über der Startmatte alle fiepen. Es wird ja immer gewarnt, am Anfang nicht zu schnell loszulaufen. Offensichtlich haben alle 6000 vor mir die Warnung gehört und sich sehr zu Herzen genommen: es geht echt nicht voran. Kurz frage ich mich, ob der Zickzacklauf sinnvoll ist, oder ich womöglich die einzige sein werde, die in zwei Kilometerchen hechelnd eine Gehpause einlegen muss, aber so geht das wirklich nicht. Ich versuche, breitschultrigen Männern hinterherzulaufen und die Schneise zu nutzen, die die sich durch die Massen bahnen, aber so viele gibt es davon nicht, und es bleibt beim Zickzack. Ein bisschen schneller als „Lockerer DL“ darf das doch hier werden?

Mit den ersten KM-Schildern bin ich nicht so zufrieden, der Zickzackkurs kostet Zeit, aber egal, es läuft einfach, es ist leicht! Eine rote Ampel kurz vor dem Charlottenburger Tor lässt mich kurz stutzig werden und für den Bruchteil einer Sekunde frage ich mich, ob uns die was angeht – natürlich nicht, ich Dusselin! Gelegentlich steht ein bisschen Publikum rum, aber eher wenig. Offensichtlich konnten heute nur sehr wenige Aktive ihre Lieben überreden, bei dem Wetter vor die Tür zu gehen. Siegessäule – prima, den Kreisverkehr einfach mal zu Fuß nehmen! Hofjägeralle, hier wird das Überholen einfacher. Bei den nordischen Botschaften rechts, dann am Kanal rechts Richtung Zoo. Darauf habe ich mich besonders gefreut, und ich bin begeistert, so nah an den Nashörnern vorbei zu kommen – was die wohl denken, wenn eine riesige Herde kleinere Tiere wie verrückt an ihnen vorbei rennt? Die müssen von Löwen verfolgt werden? Die Belegschaft des Zoorestaurants steht in roten Schürzen am Weg und jubelt uns mit La Ola zu. Super – und dann geht es auch schon wieder durchs Elefantentor aus dem Zoo hinaus. Es läuft immer noch leicht und nachdem die schmalen Wege im Zoo doch recht voll und dadurch ein bisschen langsamer waren, beschließe ich, so langsam mal einen Zahn zuzulegen. Es geht die Budapester, nach einer Linksrechtskombination die Kantstraße entlang. Eine ältere Läuferin, sehr klein, sehr drahtig mit grauem Haar überholt. Prima, an der bleibe ich dran, die hat’s drauf. Es ist so leicht, es fliegt fast. So langsam freunde ich mich mit den KM-Markierungen wieder an: wunderbar, ich werde unter einer Stunde bleiben.

Am Anfang der Schloßstraße ist einer unterwegs, der Laufveranstaltungen blöd findet. Er beschimpft uns laut und brüllt, wir sollen abhauen. Eine Frau neben mir lacht: „und ich dachte, der feuert uns an“ Wir wollten sowieso nicht verweilen. So langsam wird es Zeit für einen kleinen Endspurt – den ich aber kurz vor dem Zieltor vergesse zu einem konsequenten Ende zu bringen, weil eine Freundin in der Menge steht und jubelt. Ich freu mich, winke und lache und bin auch schon durchs Aufblastor. Dass ich die Uhr anhalten könnte, fällt mir erst ein, als mir schon eine Medaille umgehängt wird (jetzt bin ich gespannt auf die Ergebnisse von der Website). Kleiderbeutel holen, Becher mit Tee und diversen Wasservarianten des Sponsors greifen, Chip abgeben, schon vorbei? Da sind meine Kollegen, die waren natürlich schneller, aber so viel auch nicht. Jungs, zieht euch warm an, nächstes Jahr müsst ihr euch echt anstrengen, wenn ihr den Vorsprung halten wollt! Freundin finden, kurz um den Hals fallen, überhaupt nicht erschöpft sein, vom Kollegen nach Hause fahren lassen, Badewanne, Eis essen, Tee trinken, ein wunderbarer Sonntag!

P.S.: Inzwischen sind die Ergebnisse online: 57:24 – beim ersten Mal ist es immer PB…

Sonntagsstrecken – sechs Parks und ein Gasometer

Heute habe ich den Volkspark Schöneberg einfach am östlichen Ende verlassen, um eine größere Runde zu drehen. Am S-Bahnhof Schöneberg bin ich zwischen den S-Bahn-Strecken auf die Schöneberger Insel abgebogen und direkt am Gasometer vorbei (das habe ich vorletzte Woche im Rahmen einer Führung bestiegen: sagenhaft und sehr zu empfehlen!), in den netten kleinen Parkweg durch den Cheruskerpark eingebogen. Der wurde leider am Ende von einem Bauzaun versperrt, so dass ich den Park auf dem Weg zurück ein zweites Mal genießen konnte.

Wenn nicht im Park, dann halt durch die Cherusker- und Czeminskistraße nach Norden. An der Monumentenstraße bog ich nach Osten ab Richtung Monumentenbrücke. Für die war es gar nicht so leicht, einen brauchbaren Link zu finden, das ist merkwürdig, denn von hier hat man eine sagenhafte Aussicht Richtung Potsdamer Platz und Fernsehturm, außerdem ist der berühmte „Himmel über Berlin“ (Filmtitel von Wim Wenders von 1987) von hier aus immer besonders groß und spektakulär. Heute war es sehr windig und die Wolken zogen in einer irren Geschwindigkeit vorbei.

Von dort ist es nicht mehr weit bis zum Kreuzberg, der im Viktoriapark liegt (oder liegt der Viktoriapark auf dem Kreuzberg?). Ich drehte einen großen Bogen durch den Park, freute mich über die Drachen, die Leute dort steigen ließen, kreuzte den Wasserfall auf halber Höhe und verließ den Park auf der Ostseite.

Dort wendete ich mich nach Süden durchs Fliegerviertel. Hier fand ich ganz überraschend (schließlich kenne ich mich in der Gegend nicht aus) noch einen kleinen Park, sogar einen mit einem kleinen Gewässer in der Mitte. Den Namen konnte ich allerdings nicht herausfinden.

Aus der Tempelhofer Idylle ging es dann am Bahnhof Südkreuz vorbei und über die Autobahn – alles sehr laut, und ich kam mir zu Fuß ein wenig fehl am Platz vor, inmitten all der motorisierten Mobilität (auf dem Wikipediabild ist gut zu sehen, was ich meine).

Gleich südlich davon beginnt aber der Hans-Baluschek-Park, wo es ebenfalls Drachen zu bewundern gab, die bei dem starken Wind und in der Spätnachmittagssonne wirklich schön anzusehen waren. Über eine Treppe nahm ich den Nordeingang ins Schöneberger Südgelände, eine verwilderte Bahnanlage, die heute ein sehr schöner Naturpark mit einigen zerfallenden Überbleibseln des ehemaligen Rangierbahnhofs ist. An einer Stelle führt der Weg zwischen Mauern entlang, die von Sprayern sehr bunt gestaltet sind. Die Graffiti sind wirklich toll – vermutlich weil das Sprühen da legal ist und die Künstler genügend Zeit haben, ihre Werke in Ruhe fertig zu stellen. Ich mag ja die figürlichen Darstellungen lieber als die Schriftzüge, kleine Monster und Comic-Figuren. Am Südausgang verließ ich den Park und nahm den Weg außen durch den Baluschek-Park zurück nach Norden. Sonne und Wind kamen von schräg hinten, zwischendurch fielen auch mal ein paar Tropfen Regen.

Am Nordeingang des Südgeländes bog ich nach Westen ab, nahm den Weg zwischen den Kleingärten zurück Richtung Friedenau. Die S-Bahn unterquerte ich am S-Bahnhof Friedenau, danach führte der Weg nur noch durch schöne, ruhige und grüne Straßen.

Für meine Verhältnisse war das eine sehr lange Runde (15km), zugegebenermaßen gegen Ende auch ganz schön anstrengend, aber es hat großen Spaß gemacht, und ich bin richtig überrascht, wie weit man laufenderweise in der Stadt rumkommt. Gibt es eigentlich Lauftourismus? Ich meine jetzt mal nicht Reisen zu Wettkämpfen. Falls ja, ist er bestimmt noch ausbaufähig.

Sonntagsstrecken – der Teltowkanal

Um nicht immer im Volkspark Schöneberg zu laufen, habe ich mir vorgenommen, wenigstens am Wochenende mal andere Strecken zu testen. Heute am Teltowkanal. Nachteil: ich muss mit dem Fahrrad bis zum Start radeln, das ist ein bisschen doof, weil ich zum Radfahren viel wärmer angezogen sein muss als zum Laufen und es eigentlich nicht so mag, mir die Jacke um den Bauch zu knoten (geschweige denn, sie anzulassen). Aber was tut eine nicht alles für die Abwechslung.

Start war am Eingang zum Stadtpark Steglitz an der Albrechtstraße, da geht es erstmal sanft bergab durch den Park bis zum Kanal und von da nach Südwesten Richtung Teltow. Der Anfang war sehr „belaufen“ – es kam mir fast vor wie einige der Wettkampfberichte, die ich in letzter Zeit gelesen hatte. Heute war langsam laufen dran, ich wurde also viel überholt. Die erste Strecke fand ich zwar ganz nett, aber auch ein bisschen langweilig – immer geradeaus, der Kanal durch die dichten Bäume eher zu ahnen als zu sehen. Erst später verläuft der Weg näher am Wasser und dort ist es richtig schön. An manchen Stellen stiegen noch Nebelschwaden auf, Angler hielten ihre Köder ins Wasser und wo auf dem anderen Ufer Berlin aufhört und Teltow anfängt, ist es ganz plötzlich sehr ländlich-idyllisch. Bin dann bis zum Zehlendorfer Stichkanal gelaufen und dort umgekehrt.

Pluspunkte: schöne Strecke, Wasser (gibt zwei Punkte), tolles Licht, erstes buntes Herbstlaub, freundliche Läuferinnen und Läufer. Minuspunkt: hin und zurück dieselbe Strecke (also 2x 6,5km). Das ist aber eher Gefühlssache, dass ich Rundstrecken lustiger finde. Vielleicht muss ich noch rausfinden, auf welchen Abschnitten es auch auf der anderen Seite möglich ist, direkt am Wasser entlang zu laufen.

3 x Laufprogramm in Berlin

Nein, nicht alles selber gelaufen, im Gegenteil! Zuerst Frühstück und ein bisschen RBB-Fernsehen ab kurz vor neun Marathon-Programm. Hat mir gut gefallen, vor allem die vielen verschiedenen Perspektiven: Spitzenläufer und -läuferinnen, das riesige Starterfeld, Expertenkommentare, Bilder von der Strecke und Bilder aus der Luft – sehr schöne Einstimmung!

Um kurz vor zehn aus dem Haus und an die Strecke in der Wiesbadener Straße kurz vor km26. Als ich ankam, waren da noch Handbiker und Rollifahrer unterwegs, aber ganz bald dann kamen „sie“ und es sah schon ganz anders aus als gerade eben noch im Fernsehen. Haile Gebreselassie hatte nur noch zwei Pacemaker bei sich, Duncan Kibet folgte erst hundert Meter später – wie ich später wieder im Fernsehen hörte, musste er kurz darauf abbrechen. Anfangs kamen die Läufer noch ziemlich vereinzelt, so dass es leicht war, allen einzeln zuzujubeln. An der Wiesbadener war das Publikum ein bisschen dünn vertreten, immerhin gab es eine kleine Trommelgruppe und Kinder mit Kochtöpfen und Rasseln. Ein ganz kleines bisschen neidisch war ich auf diejenigen unter den Zuschauern, die jemanden persönlich bejubeln und mit Getränken versorgen konnten. Das möchte ich nächstes Mal auch! Auffällig: rein subjektiv kam es mir vor, als sei die am zahlreichsten vertretene Nation Dänemark, so viele rote Shirts mit weißem Kreuz! Die lustigste Stelle: ein spanisch sprechender Läufer mit ganz viel Obst in den Händen, das er im Laufen kaum halten konnte (zwei Bananen, zwei Äpfel), brauchte wohl dringend einen Schluck zum Runterspülen. Direkt am Straßenrand saßen zwei Frauen beim Frühstück: Croissants, Kaffeekanne und Kaffeetassen auf einem winzigen Tischchen. Der Läufer fragte nicht wirklich, sondern stürzte die eine Tasse Kaffee hinunter, während die Besitzerin ein wenig verwirrt zuschaute. Der Mann bedankte sich und rannte mit seinem Obstsortiment weiter.

Ich muss gestehen, ich bin nicht bis zum Ende geblieben, denn ich hatte selber noch Laufprogramm. Fast peinlich am heutigen Tag gerade mal schlappe 13km, aber es ist halt alles relativ. Im Gegensatz zu meinen vielen 1000 Heldinnen und Helden lief es bei mir heute gar nicht gut. OK, dass es zu heiß war, hatte ich ja quasi amtlich, aber irgendwie waren die Beinchen schon schwer und der Puls zu hoch. Aber egal, insgesamt war das ein sehr feiner Laufsonntag.

Allen, die heute in Berlin oder anderswo im Ziel angekommen sind: meine allerherzlichsten Glückwünsche!