Tag X – 1

Es regnet leicht und gleichmäßig, ich trete vor die Tür und trabe langsam los. Herr Steffny schlägt für den Tag vor dem (für mich ersten) HM 20 Minuten oder 3km lockeres Joggen bei 70% HFmax vor. Der Puls geht nach wenigen Schritten hoch auf 160 – he, was soll das? Noch langsamer Laufen geht gar nicht, sonst bewege ich mich noch rückwärts. Nach einem Kilometer fängt mein Bauch an lustige Geräusche zu machen: als würde man eine halbleere Flasche schütteln. Bei jedem Schritt: schwapp-schwapp, schwapp-schwapp. Richtig laut. Ich sehe mich um, ob doch jemand eine halbleere Flasche bei sich trägt, da ist aber niemand. Die Beine sind schwer und unbeweglich. Wie kann das sein? Soll ich absagen?

Nach 2km laufen sich die Beine ein wenig ein und zumindest die Bewegung fühlt sich wieder etwas runder an. Dann darf ich morgen vielleicht doch mitmachen? Woher der Maximalpuls von 183 kam, den ich bei der Auswertung entdecke, ist mir allerdings wirklich rätselhaft. Ich glaube, so geht Lampenfieber.

Allen, die nachher auch ins Tomasa kommen, winke ich schon mal zu. Ich freu mich darauf, euch kennen zu lernen. Bis später!

Grummeln am Griebnitzsee

Der lange – wegen Dienstreise auf Samstag vorverlegte – Sonntagslauf sollte tinadoro und mich in einer großen Runde um den kleinen Wannsee, Pohlesee, Stölpchensee und Griebnitzsee führen. Dabei hatten wir gar nicht mehr dran gedacht, dass der Griebnitzsee der war, der letzten Sommer mehrfach durch die Presse ging und auch hier von Mojo2008 und Devi erwähnt wurde. Wir haben uns jedenfalls sehr im Fluss unseres Laufs behindert gefühlt, als der Uferweg plötzlich durch einen Zaun abgeschnitten wurde – da fiel es uns wieder ein. Eigentlich ist alles gesagt, also hier nur noch zwei Dinge:

1. Ich gönne reichen Menschen ihre Villen und Gärten.

2. Wenn diese Menschen anderen Menschen, die weder Villen noch Gärten besitzen, den Zugang zum Wasser nicht nur missgönnen, sondern verwehren, wird dies in jeder besseren katholischen oder auch buddhistischen Hölle mit Käfighaltung in von der EU ausrangierten Hühnerkäfigen nicht unter drei Ewigkeiten bestraft. So.

Der Griebnitzsee wird nicht in unsere bevorzugten Laufgebiete aufgenommen.

Wer noch nicht weiß, was gemeint ist, hier die Website der Bürgerinitiative Griebnitzsee für alle (falls es jemandem nicht auffiel: stimmt, ich bin parteiisch, und zwar nicht erst, seit mein ganz persönlicher Lauf behindert wurde).

Fußlahmes Gnu

Gestern im Natural Running Kurs hat der Trainer diese Surfschühchen mitgebracht – auch unter dem Namen Fußtrainer bekannt und beliebt. Wir sprangen damit herum wie die jungen Hasen, und die Warnung, es nicht zu übertreiben, weil ungeübte Muskulatur sich womöglich erst am nächsten Tag bemerkbar macht, habe ich nicht so ganz ernst genommen.

Heute wurde nach Ablauf der Monatskarte die Fahrradsaison eröffnet: erst zehn, dann noch zwei mal vierzig Minuten hin und zurück quer durch die Stadt – nicht Sport, einfach nur Verkehrsmittel. Habe dennoch gespürt, dass ich es nicht mehr gewohnt bin.

Am Abend sollten es laut Plan dann noch 11km Laufen sein. Oha. Nach dreien meldeten sich die Waden und Sprunggelenke. Nach fünf Kilometern hatte ich das Gefühl, wie ein fußlahmes Gnu dahin zu wackeln, und genierte mich ein wenig vor den beiden leichtfüßig an mir vorbeiziehenden Läufern, die offensichtlich ohne Fußbeschwerden unterwegs waren. Tapfer beschloss ich, dennoch nicht abzukürzen. Nach neun Kilometern lief es wieder einigermaßen rund, das könnte am Laufmantra gelegen haben, denn in meinem Kopf sangen welche nur noch „Ba-de-wan-ne, Ba-de-wan-ne“. Die läuft gerade ein…

Auf alle Fälle hatten die Fußkräftigungsübungen eine Wirkung. Bin gespannt, wie’s weitergeht…

Guck, guck, i han a Ufo g’sähe

Nieselregen, Dunkelheit, merkwürdige Lichtreflexe auf der beschlagenen Brille. Aus einem Fußweg, den ich noch nie wahrgenommen habe, biegt ein Radler ein. Der Weg ist einigermaßen beleuchtet, ich nehme ihn einfach. Es geht zwischen dunklen Häusern in großen Gärten entlang, keine Ahnung, wo die nächste Straße sein könnte. Hinter einer Biegung erscheint es plötzlich zwischen Bäumen und Büschen, groß, leuchtend, wie ein riesiges Raumschiff: das große Gewächshaus des Botanischen Gartens – wunderschön in der Dunkelheit. Wie schön, dass da noch Licht brennt. Später komme ich an noch mehr erleuchteten Gewächshäusern vorbei, es ist heute eine richtige Gewächshausstrecke – und sie sind wirklich besser als jede Weihnachtsbeleuchtung.

Matsch auch im Grunewald

Die heutige Sonntagsstrecke verlief für Tinadoro und mich vom Jagdschloss Grunewald nach Südwesten um Krumme Lanke und Schlachtensee. Weicher Matsch auf allen Wegen, nasser Dezemberwald, heute relativ wenig bevölkert. Kurz nach dem Südwestzipfel des Schlachtensees überschritt ich die 1000km-Marke – was ein Glück, dass die dort auf dem Weg eingezeichnet war. Tinadoro kredenzte zur Feier des Anlasses Wasser stilecht aus Trinkgürtelfläschchen, um auf der Stelle auf das Ereignis anzustoßen. Na dann: auf die nächsten 1000 km!