Meine Dienstreise endet mit einem ganz und gar freien Wochenende, der Rückflug ist erst morgen. Weil es nun im Troodos-Gebirge keine empfohlenen Laufstrecken gibt, muss es eben ein Wanderweg sein, der Atalante Nature Trail (Atalante ist nach Wikipedia eine von der Bärin groß gezogene Jägerin, u.a. die (damals, nehme ich an) schnellste Läuferin Griechenlands). Der Trail geht auf einer Höhe von an die 1800 m einmal außen um den höchsten Berg Zyperns, den Olympos (1952m) herum. Der Plan ist klar: das wird gelaufen, nicht gewandert. Die freundliche Rezeptionistin sagt mir noch, dass der Trail gleich hinter dem Haus vorbei geht, ich solle aber lieber erst um zehn los, vorher seien noch die Jäger in den Bergen. Egal denke ich mir, die werden eine schnaufende Flachlandziege in orangefarbenem Shirt schon nicht mit einem Mufflon verwechseln – oder mit hinter was immer sie her sind.
Ich ziehe also kurz nach acht mit einem halben Liter Wasser in der einen und dem Fotohandy in der anderen Hand los. Im Wald knallt es tatsächlich öfter mal, ich höre aber auch Glöckchen und frage mich, ob die Einheimischen wohl ihre Hausziegen erschießen. Nach kurzer Strecke klärt sich dieser Irrtum auf: ich treffe auf den ersten Jäger mit Hund – letzterer trägt Glöckchen am Halsband und bimmelt wie ein kleines Schaf. Vor Schreck – hey, ein großer Mann mit einem großen Gewehr! – fällt mir im ersten Moment nicht mehr ein, dass man hier ja nicht „Good Morning“, sondern „Kalimera“ sagt, aber englisch wird auch verstanden. Der Jäger pfeift auch gleich seinen Hund zu sich, so dass ich locker an beiden vorbei joggen kann. Der Weg ist einigermaßen holperig, dafür ist die Aussicht grandios: Berge, Berge, Berge und dahinter das Meer – und das in wechselnden Himmelsrichtungen – wie gesagt, es geht einmal rund herum. Zwischen den Felsen stehen struppige Kiefern, die ziemlich vom Wetter gebeutelt aussehen. Ich bleibe gelegentlich stehen und mache ein paar Bilder. Den malerischen Eingang zu einer verlassenen Chrommine fotografiere ich aber nicht, denn genau davor steht wieder so ein martialisch aussehender Jäger in Tarnfarben – immerhin bin ich jetzt auf Kalimera eingestellt.
Sehr niedlich sind die Schilder des örtlichen Fremdenverkehrsbüros: da stehen neben Pflanzen- und Steinnamen auch mal interessante Informationen wie „Aussicht“ oder „Tote Kiefer“ (an einer toten Kiefer angebracht). Die Luft ist zwar noch recht kühl, aber die Sonne knallt doch mit Kraft auf den Kopf, die Steigungen sind zwar moderat, aber das ungewohnte auf-den-Untergrund-Aufpassen lässt den Puls doch ordentlich arbeiten. Irgendwann werden die Bäume dichter, es geht durch einen Wald und plötzlich ist der Boden ganz weich von Kiefernnadeln – oh wie schön, ein Teppich! Auf den letzten drei Kilometern geht es nochmal tüchtig runter und wieder hoch, aber nach rund 13km stehe ich auch schon wieder unterhalb des Hotels. So schön: das Licht, die Bäume, die Aussicht – dass Laufen so wunderbar sein kann!
P.S.: Bilder gibt es leider keine – ich kriege sie nicht vom Telefon auf den Arbeitsrechner.