Die Ente beißt nicht

Ich behaupte ja immer, ich kann gar nicht beißen – jedenfalls nicht so richtig, denn das, was Außenstehende manchmal für Beißen halten (den Berliner Hitze-HM z.B.), hat oft noch so viel mit Spaß zu tun, dass ich da noch gar nicht an die Grenzen gestoßen bin, wo wirklich Biss notwendig wäre. Ausnahmeansätze sind vielleicht Intervalle mit dem Hasen – aber da ist der Spaßfaktor auch ziemlich hoch.

Heute wäre ein Tempodauerlauf dran gewesen. 7 km in 5:30 min/km. Letzte Woche war der gleiche Lauf zwar nicht leicht, aber ich habe ihn ohne Probleme geschafft. Heute war der Wurm drin. Ich habe frei und bin zu spät aufgestanden, um noch vor dem Frühstück laufen zu gehen – mit knurrendem Magen einen Tempodauerlauf, nee, das ist nix für mich. Also erst frühstücken, dann zwei Stunden rumtrödeln. Dann ist es schon nach elf, die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel, aber es ist eigentlich nicht zu heiß.

Schon auf den langsamen Einlaufkilometern überrascht mich der Puls – he, wo willst du hin, ich bin doch gar nicht so schnell? Gefühlt rennt der Puls schon mal voraus, ich schnaufe langsam hinterher. Nach drei Kilometern geht es einigermaßen, ich beschleunige auf Tempodauerlauf. Es soll ein paarmal um den Fennsee im Volkspark Wilmersdorf gehen. Die erste Runde geht so, aber irgendwie schwer, ich kann mir nicht vorstellen, das sieben Kilometer durchzuhalten. Ich bin ein wenig verstimmt, vermute, dass ich nach den wirklich anstrengenden Intervallen von Dienstag einfach noch nicht ausreichend erholt bin, und hadre mit diesem Umstand. It’s all mental, you know? Ich weiß, ich weiß, aber warum schnaufe ich dann wie die sprichwörtliche alte Lok? Wieso können andere sich dazu bringen, mit hochrotem Kopf und Schnappatmung ihre Läufe durchzubeißen? Mir sieht man kaum an, wenn es anstrengend wird – ich vermute ich habe meine Grenzen noch lange nicht kennen gelernt. Fast am Ende der zweiten Runde um den Fennsee habe ich erst 3,5 km „schnell“ und möchte mich am liebsten auf die nächste Bank oder gleich zu Boden werfen. Und dann passiert’s: ICH GEBE AUF.

Am hinteren Friedhofseingang halte ich die Uhr an und gehe erstmal zum nächsten Wasserhahn gleich hinter’m Zaun. Erstmal Wasser trinken und übern Kopf schütten. Ich breche auch das Training auf der Garmine ab und beschließe, den Lauf einfach locker zu Ende zu bringen. Aber von wegen locker. Der Puls kommt kaum runter. Andererseits ist das ja auch eine Idee: wenn schon nicht das Fahrgestell, dann macht wenigstens der Puls einen Tempodauerlauf, ist doch auch was. So phantasiere ich mir noch einen Trainingseffekt zusammen, wahrscheinlich komplett bescheuert. Tja, so war das heute. Was soll’s? Wenn der Plan nicht passt, muss ich mich schließlich nicht daran halten. Aber eine Frage kann ich mir immer noch nicht beantworten: war das jetzt Mangel an Biss oder noch halbwegs vernünftiges auf den eigenen Körper hören?

Und nö: ich erwarte gar nicht, dass das jemand anders für mich beantworten kann, aber ich wollte einfach mal erwähnen, dass es auch solche Tage gibt.

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