Laufen unterwegs – zu Besuch beim Bruder

Die Nichte ist vier und läuft gerne. Letztes Jahr hat sie beim Minimarathon in Karlsruhe ganz alleine 300m im Stadion zurückgelegt, der stolze Papa erzählt gerne, wie aufgeregt er war, als sie völlig souverän und ohne Begleitung ihre Runde gedreht hat. Seit letzter Woche hat sie eine zweite Medaille von der Kindergartenolympiade, wobei die Eltern noch nicht herausbekommen haben, welche Sportarten dafür dran waren.

Jedenfalls läuft sie gerne, und will mich auf meinem Sonntagslauf unbedingt begleiten. Bruder, Nichte und ich also Laufsachen angezogen und erst einmal in den nahen Wald. Ich bin ganz begeistert, wie toll die Kurze die Fersen hebt, das sieht ganz leicht aus. Wir rennen also ein bisschen auf den Waldwegen herum, bis sie keine Lust mehr hat, dann zeigen die beiden mir noch, wie ich zur Alb komme. Das ist in Karlsruhe kein Mittelgebirge, sondern ein kleiner Fluß, der von einem schönen Rad- und Spazierweg begleitet wird.

Es ist viel los, die Einheimischen radeln, laufen und spazieren, auf dem Wasser gibt es Paddelboote, die, wie ich später erfahre, am Freibad Rüppur gemietet und am Sonnenbad abgegeben werden können. Tolle Idee. Schon beim Einbiegen in den Weg habe ich die erste Begegnung mit freundlichen Einheimischen. Ein Radler, den ich vorbeilasse, ruft mir zu „Net bremse, Mädle, immer durchziehe!“ Na gut, dabei wollte ich mich ihm nur nicht direkt vors Vorderrad werfen. Kurz darauf ruft ein anderer „Prima, Mädle, schö locker laufe.“ Hier gehen offensichtlich auch gestandene Frauen als Mädle durch.

Gelegentlich wechsele ich die Albseite, beim Sonnenbad biege ich Richtung Rheinhafen ab. Von User Pietrodelgardo habe ich mir eine Strecke um den Knielinger See abgeguckt, bin aber etwas unsicher, ob mir das nicht zu weit ist, denn wo er zwei Kilometer auf dem Plan hat, sind es bei mir mit Anreise schon sechs. Es ist heiß. Das erste Fläschchen amTrinkgurt ist bereits geleert, ich nehme mir vor, alle fünf km wieder eines zu trinken.

Am Sonnenbad geht es Richtung Rheinhafen, der Anfang ist ein bisschen schwer zu finden, dann habe ich die Nördliche Uferstraße. Ich mag Häfen, auch sonntäglich verschlafene wie den hier. Rechts erhebt sich der Müllberg mit drei Windrädern und einem Feld Solarpaneele.

Müllberg

Die Straße geht immer geradeaus, mir ist warm, aber sonst läuft es locker. Ich mache ein paar Fotos mit dem Handy – willkommene Ausrede, gelegentlich kleine Pausen einzulegen.

Rheinhafen

Olle Reifen

Kran

Kraftwerk

Besonders gut gefällt mir der tolle Schriftzug „Qualitätsasphalt, was sonst!“ Genau das frage ich mich als Läuferin ja auch immer wieder. Was anderes kommt mir ja nicht unter die Laufschuhe. Andererseits: wie wär’s mit Waldwegen, Rasen, Tartan… ? Vielleicht bin ich doch nicht die primäre Zielgruppe der Firma Südwest Asphalt.

Qualitätsasphalt was sonst!

Irgendwann erreiche ich die Einmündung des Hafens in den Rhein. Von weiter weg sehe ich Ausflügler mit Fahrrädern auf Bänken sitzen und hoffe auf einen Biergarten. Leider gibt es in der Schiffsmeldestelle keine Bewirtschaftung. Schade, da käme der mehrfach gewaschene Schein im Täschchen meiner Laufhose endlich mal zum Einsatz. Es geht flussabwärts auf einem Damm entlang, Links unterhalb Dschungel, Treibholz von der letzten Überschwemmung und Pappeln (das Foto ist nix geworden). Am Rhein steht eines meiner Lieblingsverkehrsschilder.

Schild

Ich vollende die Runde um den See dann doch nicht, denn ich schwächle ein bisschen, und irgendwie kommt mir der Weg, der nach rechts in den schattigen Wald führt, gerade viel attraktiver vor als der sonnenbeschienene Damm. Hier ist Naturschutzgebiet, der Schatten ist sehr willkommen (das Foto ist auch nix geworden). Weil der Weg dann aber am Schuttberg mit den Windrädern links weit nach Norden führt, kehre ich doch zurück auf die Nördliche Uferstraße. Ich schimpfe mich etwas zimperlich, weil ich abgekürzt habe (mit dem Hasen wäre das nicht passiert), aber egal.

Als ich zurück auf den Albweg einschwenke, bin ich doch froh darüber. Am Sonnenbad wird gerade ein Kanu mit dem Schlauch gereinigt. Ich bitte um etwas Wasser für die Arme und werde freundlich nass gespritzt. So angenehm, bei der Hitze. Ein bisschen Paddeln könnte mir jetzt auch gefallen. Aber nicht stromauf, also weiter laufen. Bloß gut, dass der Weg am Ufer so schön schattig ist.

Die Alb

Nach knapp 20km komme ich wieder beim Bruder an, der gerade eine große Schüssel frische Erdbeeren auf den Tisch gestellt hat. Gerade rechtzeitig, wer weiß, ob noch welche da gewesen wären, wenn ich heldinnenhaft die Runde um den Knielinger See vollendet hätte.

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