Auf dem Heimweg vom Kino war der Schnee nicht mehr festgetrampelt und spiegelglatt, sondern weich, dick und naja, auch ziemlich feucht. Nach dem Film (Verblendung) hätte ich wohl eh nicht schlafen können, also warum nicht jetzt gleich einen kleinen Silvesterlauf einlegen, bevor alle, die vor mir wach sind, wieder den ganzen Schnee feststampfen.
Kurz frage ich mich, ob es nach dem Film eine gute Idee ist, so alleine durch die Nacht zu rennen, aber der Schnee macht so gute Laune, dass der Gedanke gleich wieder weg ist. Beim Überqueren der Straßen ist es ein bisschen glatt, aber eigentlich ist Schnee ein toller Laufuntergrund. Ein bisschen anstrengender als sonst ist es schon, aber so vergnüglich! Erstaunlich ist, wie viele Leute hier unterwegs sein müssen, auch wenn ich kaum eine Menschenseele treffe, denn überall sind Fußspuren. Erst auf dem Radweg entlang der U-Bahn in Dahlem kann ich mich freuen, dass meine Spur wohl die erste seit Stunden ist. Nein, doch nicht, da lief ein Tier. Da ich eine miserable Spurenleserin bin, kann ich nur feststellen, dass es Pfoten und weder Hufe noch Vogelfüße hatte. So ohne Menschenspuren dabei war es wohl auch kein Hund.
Auf dem Rückweg steht ein Mann in einem Vorgarten und macht mit Blitzlicht ein Foto nach dem anderen von seinem beschneiten, mit Lichtlein und roten Kugeln geschmückten Oh-Tannenbaum. Nächstes Jahr verschickt er bestimmt die Fotos als Weihnachtskarten. In der Ferne böllern sie schon Silvester ein, aber hier ist es ruhig. Es schneit immer noch. Gute Nacht und kommt alle gut ins neue Jahr.