Vor dem Berlin-Marathon hatte ich eigentlich noch Schuhe kaufen wollen. Dieselben wie die alten Lieblingsschuhe, nur eben noch nicht so platt gelaufen. Die gab’s bei der Messe aber nicht, der Laufschuhdealer des Vertrauens war auch nicht vor Ort, und mit unbekannten Schuhen laufe ich keine so weiten Strecken, auch wenn ich immer behaupte, Laufschuhe müsse man nicht einlaufen. Ergebnis: kein Schuhkauf, die Lieblingsschuhe erwiesen sich als schwer suboptimal und die Füßchen taten ganz schön weh (Blaaaasen, Nagelverlust, bäh).
Diese Woche also nach Feierabend beim Laufschuhdealer vorbei geradelt und den Sachverhalt geschildert: ich möchte leicht, wenig Sprengung, aber doch etwas besser gedämpft als das Lieblingsmodell (das er mir natürlich auch verkauft hat). Er stellt mir mal wieder zwei Paar Schuhe hin, von denen ich nie gehört habe. Ich solle mal ausprobieren und ein bisschen vor die Tür laufen gehen. Gleichzeitig bedient er einen älteren Herrn, der sein erstes Paar Laufschuhe sucht.
Die Sohlen des ersten Paars bestehen aus einer Art plattgedrückter Ringe mit Hohlraum, der Hersteller nennt sie „Clouds“. Sie sind superleicht, federn lustig, und fix laufe ich einen Block weit und wieder zurück. Eigentlich sehr angenehm, aber leider sind sie an der Ferse zu weit, ich schlappe bei jedem Schritt ein wenig. Nee, das ist nix.
Das zweite Paar ist ziemlich hässlich – türkis-schwarz-lila, brrrr. Ich beneide mal wieder die Männer um die viel besseren Farben ALLER Herrenkollektionen. Ebenfalls ein Nichts von Schühchen. Eigentlich wirken sie überhaupt nicht gedämpft. Sie gehen ab wie der Blitz. Wow. Bin ich das, die da drin steckt? Ich wollte doch etwas MEHR Dämpfung als in den Lieblingsschuhen? Der Laufschuhdealer erzählt etwas von der besonderen Dichte des Sohlenmaterials, das eine bessere Dämpfung ergibt, auch wenn sie so dünn aussehen. Jedenfalls hat er zwei Leute damit zum Marathon geschickt, die ganz glücklich waren. Er selber hat sie schon den ganzen Sommer auch auf längeren Strecken im Einsatz gehabt. Hmmm. Sohlendichten-Esoterik? Die Teile fühlen sich aber ziemlich gut an, und auch wenn ich befürchte, dass ich ganz und gar nicht das kaufe, wonach ich gesucht habe, nehme ich sie mit. Wie immer wird mir versichert, dass ich sie zurückbringen dürfe, wenn ich nicht damit klar komme.
Der erste Lauf am Tag drauf ist mein Heimweg. Ich habe nicht viel Zeit, weil ich versprochen habe zu kochen, und nehme daher den kürzesten Weg. Es gibt Schuhe, die laufen einfach von alleine los. Diese hier wollen fliegen. Trotz vieler Ampelstopps bin ich nach einer Dreiviertelstunde zu Hause – Durchschnittspace 5:19 (netto, also Ampelstopps rausgestoppt). Ich habe mich nicht einmal doll angestrengt. Hui, Spaß! Ein langer Lauf in den Dingern steht noch aus, aber egal wie der ausgeht, ich gebe sie nicht zurück.