Sonntag, ich will mal wieder eine unbekannte Strecke laufen und vor allem das neue Spielzeug auf seine Navigationsfähigkeit testen. Dafür kann ich entweder direkt in Movescount eine Strecke zusammen klicken – funktionert super, man kann wie auf gpsies.com auf Wunsch auch Fußwegen folgen, das ist wirklich sehr komfortabel – oder, wenn es denn eine bereits existierende Strecke sein soll, von woanders in Movescount importieren. Dort kann ich ein Kästchen aktivieren, wenn die Strecke auf der Uhr angezeigt werden soll – wenn nicht, liegt die Route auf Vorrat rum.
Ich wähle eine Route immer an der Panke entlang – ab Buch bis zur Mündung ins Berliner Nordhafen-Vorbecken. Zugegebenermaßen ist die Panke vermutlich der langweiligste Fluss Berlin-Brandenburgs, wenn nicht der Welt. Mir ist jedenfalls kein anderer bekannt, der dermaßen windungsarm und kanalisiert daher kommt. Im Frühling ist das vielleicht ein bisschen egal, denn das frische Grün an den Ufern ist immer ein schöner Anblick, auch wenn es mehr oder weniger immer in südwestlicher Richtung geht.
Ich fahre also mit der S-Bahn nach Buch, verlasse den S-Bahnhof in südlicher Richtung und starte die Uhr. Das geht so: Start – Trainieren – Laufen (Brustgurt finden, bzw. ignorieren, da nicht dabei, GPS finden). Dann mit NEXT-Knopf Optionen aufrufen – NAVIGATION – ROUTEN – Route auswählen – A – Navigieren. Dann erscheint der kleine Pfeil und die Wurmnavigation. Mit dem VIEW-Knopf wechsle ich zwischen verschiedenen Zoom-Einstellungen, mit dem NEXT-Knopf zwischen Navigations- und Trainingsansicht. OK, scheint zu funktionieren.
Ich laufe los, bis ich auf die Panke stoße. Ab hier folge ich dem Flusslauf. Man könnte meinen, dass dafür nun wirklich kein Navigationsspielzeug nötig wäre. Allerdings muss ich manchmal die Seite wechseln, und gelegentlich gibt es keinen Weg direkt am Ufer, so dass ich mich doch freue, immer zu sehen, wo ich hin kann. Zuerst finde ich es ein bisschen schade, dass ich nicht in so vielen Stufen zoomen kann wie bei meiner ollen Garmine (echt mal – die konnte wirklich ALLES, was ich wollte). Aber dann entdecke ich eine Funktion, die mir sehr gut gefällt: wenn es geradeaus geht, zeigt der Maßstab 500m an, wenn Kurven bevorstehen, wechselt die Uhr automatisch auf 100m, so dass immer ziemlich leicht zu erkennen ist, wo ich abbiegen muss. Das ist schick.
Zunächst einmal laufe ich direkt auf die Autobahn zu und frage mich, ob ich beim Streckenklicken etwas verwirrt war, denn es sieht erstmal nicht so aus, als ginge da ein Weg drüber oder drunter durch. Es ist dann auch kein richtiger Weg, aber der Panke-Tunnel hat an der Seite ein bisschen Fläche für Fußgänger, so richtig offiziell sieht das nicht aus, funktioniert aber. Lustig, dass die Autobahn genau an der Stelle ein Fenster in der Lärmschutzwand hat.
Ein Stückchen weiter gerate ich in ein echtes Naherholungsgebiet: die Karower Teiche. Eine Karte zeigt, wo Aussichtsplattformen zum Vögelbeobachten aufgestellt wurden – den kleinen Umweg muss ich unbedingt machen. Es ist schön, bei frischen Frühlingsfarben und tollen Wolkenformationen aufs Wasser zu blicken, aber die spektakuläreren Vogelarten sind gerade – oder vielleicht noch – nicht da. Macht nichts, es gibt ein paar Enten, die sind auch nett.
Ich weiß nicht mehr genau, wo, aber ein Zufluss führt ziemlich schwarzes Wasser mit sich (es ist der Buchholzer Graben, wie ich später rausfinde). Das sieht aus wie am Zusammenfluss von Orinoko und Rio Caroni – nur kleiner. So ganz ist das auf dem Foto nicht zu erkennen. In Echt finde ich es recht spektakulär und ziemlich eklig. Die Panke hat sowieso eine etwas komische Farbe, also schon vorher. Irgendwann später fällt das dann gar nicht mehr so richtig auf.
In Pankow führt die Strecke noch einmal zwischen Panke und ein paar schönen Teichen entlang, dann muss ich eine Zeitlang auf die Schlossallee ausweichen, weil es direkt am Fluss keinen Weg gibt. Die führt aber direkt in den Schlosspark, wo ich auch die Panke wieder treffe. Dieser Teil von Pankow ist Niederschönhausen.
In Pankow quere ich noch den Bürgerpark, dann geht’s nach Gesundbrunnen – wobei ich immer dachte, das gehört zum Wedding, aber das hat sich bei der letzten Bezirksreform 2001 wieder ein bisschen geändert, jetzt gehören sowohl Gesundbrunnen als auch der Wedding zu Mitte. Hier zieht sich die Panke als sehr schmale Grünanlage mitten durch die Stadt. Kurz vor ihrem Ziel verschwindet die Panke im Gelände des Erika-Hess-Eisstadions, ich muss außen rum, aber gleich erscheint sie noch einmal und mündet mit einem kleinen Gefälle ins Nordhafen-Vorbecken.
Die Panke ist damit am Ende, ich aber noch nicht. Am Hauptbahnhof stelle ich fest, dass meine vermessene Strecke hier abbricht – was habe ich mir nur dabei gedacht? Eigentlich hätte ich jetzt genug, aber BVG ist auch nicht wirklich eine Option, also laufe ich noch durch den Tiergarten und auf so direktem Weg wie möglich nach Schöneberg. Das fällt jetzt nicht mehr unter unbekannte Strecke, da braucht mir die Uhr auch nicht mehr zu sagen, wo es lang geht.
Das war der erste Navigationsversuch mit der Ambit. Bin sehr zufrieden und freue mich auf Läufe in wirklich unbekannten Gegenden.