Um die Altstadt von Ferrara herum verläuft die Stadtmauer aus dem 15./16. Jahrhundert. Als Läuferin denke ich mir, ist ja super, da laufe ich einfach mal auf der Mauer um die Stadt. Beim Planen der Strecke fällt mir dann auf, dass die 9 km lang ist, und meine Lauffähigkeiten das derzeit leider nicht hergeben. Wie enttäuschend! Dann halt nur ein Stück davon. Wir wohnen in einer schönen Unterkunft in der „Addizione Erculea“, der Stadterweiterung, die Ercole I. d‘Este beauftragte. Bis zur Mauer ist es schon ein Kilometer auf direktem Weg.
Kurz vor acht laufe ich los, erstmal Richtung Osten. Hier sind Ziegel schon seit Jahrhunderten das bevorzugte Baumaterial. Ich frage mich, wo die wohl herkamen, und ob es hier in der Gegend auch noch sichtbare Tonstiche gibt wie nördlich von Berlin. Wo der Corso Porta Mare die Mauer quert, nehme ich einen Fußweg nach oben. Oben verläuft ein schöner Weg unter schattigen Bäumen, außerhalb ist eine Parkanlage mit Radweg.
Eine nicht mehr vorhandene Befestigungsmauer wird unten im Park mit einer Hecke in der Originalform und -fläche dargestellt. Richtung Stadt ist die Aussicht höchst unspektakulär. An der Prospettiva di Corso Giovecca steige ich schon wieder in die Stadt hinab.
Dabei hadere ich ein wenig damit, dass die Strecke so kurz ist. Zum Ausgleich laufe ich noch ein paar Abzweigungen in die „I Addizione“, die erste Stadterweiterung von 1368 hinein. Ganz ehrlich: ich habe keine Ahnung, ob die noch irgendwo an einigen ganz alten Gebäuden zu erkennen ist. Auf dem Stadtplan ist sie jedenfalls klar ausgewiesen. Die sind hier schon stolz auf die erste moderne Stadtplanung der Welt.
Ich laufe an einem Gebäude vorbei, aus dem aus vielen Fenstern Klassenzimmerlärm dringt. Es sind aber keine Kinderstimmen, das muss ein Gebäude der Universität sein. Im umzäunten Garten stehen Bänke, eine ist europablau gestrichen, auf der Lehne der gelbe Sternenkranz.
Am besten gefällt mir, wie viele Leute hier mit dem Rad unterwegs sind, auch viele Ältere. Ich folge einer belebten Straße mit vielen normalen Geschäften nach Westen, muss dann aber nach Norden abbiegen, damit es nicht zu weit wird. Leider habe ich Erfahrung damit, nach einem Neuanfang gleich wieder zu viel zu wollen, und belasse es aus Vernunftsgründen bei knapp 5 km. Hoffe aber sehr, dass die Voraussetzungen im nächsten Urlaub wieder besser sind.