Freunde aus Frankfurt sind zu Besuch. Jörg will um den Müggelsee seinen ersten Halben laufen, Martin eigentlich supporten. Aber irgendwie ist laufen dann doch lustiger als nur jubeln, und weil er weiß, dass er 15km einfach so kann, meldet er nach einigem mentalem Hin und Her nach, und wir stehen zu dritt im Startblock. Martin will seinen Rhythmus laufen, ich habe Jörg Hasendienste für unter zweieinhalb Stunden angeboten. Weil ich zu wissen glaube, dass er ein kleiner Tiefstapler ist, bei dem es im Training vor allem deshalb hinten raus schwer wird, weil er zu schnell losrennt, spekuliere ich heimlich darauf, dass wir konstant 6:40 laufen und dann ungefähr bei 2:20 rauskommen können.
Der Moderator erzählt, dass dies der schönste Landschaftslauf von werweißwo sei – hab‘ ihn nicht richtig verstanden, aber vermutlich hat er „zwischen Köpenick und Rahnsdorf“ gesagt, denn ehrlich gesagt finde ich die Strecke im Nachhinein, nun ja, ganz ok. Der Start erfolgt in drei Wellen, wir laufen gemütlich mit der dritten los.
Erst geht es ein wenig am See entlang, dann Wald, eine komische Extraschleife. Obwohl wir so weit hinten gestartet sind, werden wir ständig überholt. Irgendwann holt uns auch Katharina ein, mit der ich kurz in der Dixieschlange geplaudert hatte. Sie läuft mit uns weiter. Kurz vor dem Spreetunnel ist eine Streckenpostin im Eisbärkostüm – Jörg ist begeistert und muss sie kurz knuddeln. Ich bin ein bisschen froh, dass sie das offensichtlich ok findet.
Von Anfang an jubeln wir allen Streckenposten, Publikum, völlig unbeteiligten SpaziergängerInnen, PostbotInnen und gegen Ende auch den Kilometermarkierungen zu. Da der Igel das sehr begeistert betreibt und dafür viel Puste hat, bleibe ich bei meinem hinterlistigen Plan. Am besten finde ich, dass wir für unseren Jubel von einer jungen Frau mit einer großen Handvoll Konfetti beworfen werden.
Die Strecke entlang dem Müggelheimer und dann Fürstenwalder Damm ist total öd. Zum Glück ist bei uns da hinten nicht mehr viel los, so dass wir uns auf dem schmalen Gehweg immerhin nicht drängeln müssen. Vom See ist nur kurz vor dem Strandbad etwas zu sehen. Nach der Brücke wird’s schöner, zuerst ist da zwar wieder nur so Wald, aber dann sehen wir auch Wasser. Der Höhepunkt ist ein großer, lärmender Schwarm Kormorane, die auf einem Steg sitzen. Auf den letzten fünf Kilometern überholen wir gelegentlich auch mal. Jörg versucht die Überholten aufzumuntern/anzufeuern, und wenn wir überholt werden, bricht er gleich wieder in begeisterten Applaus aus. Doch, wir haben einen sehr kurzweiligen Lauf.
Ab Kilometer 18 wird er etwas stiller und sieht auch nicht mehr ganz so locker aus, aber wie war das früher immer mit dem Weltbesten Hasen? Die letzten drei Kilometer müssen keinen Spaß machen? Das sage ich nicht, aber dass es sich jetzt auch nicht mehr lohnt, nachzulassen. Wir versuchen also tapfer, das Tempo zu halten und laufen mit 2:21:26 ins Ziel. Da steht schon Martin und fotografiert uns, was das Smartphone hergibt. Er hat nur 2:04 gebraucht, was für untrainiert ganz schön frech ist. Wir fallen uns alle drei um die Hälse, machen noch ein paar Finisher-Selfies und sind insgesamt sehr zufrieden mit dem Lauf. Danach gibt’s noch leckere Erbsensuppe.